Niederösterreich: Kunst wandert von St. Pölten nach Krems

(c) Teresa Zötl
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Die Kunsthalle Krems wird erweitert, um die Kunstsammlung aus dem Landesmuseum in St. Pölten aufzunehmen. Die Vorarlberger Architekten marte.marte siegten im Wettbewerb um den Zubau.

Die Vorarlberger Architekten marte.marte sollen aus dem zweistufigen internationalen Wettbewerb um den Zubau zur Kunsthalle Krems als Erstgereihte hervorgegangen sein. Die Brüder Bernhard und Stefan Marte, in den 1960er-Jahren in Dornbirn geboren, haben beide in Innsbruck studiert, sie betreiben seit 1993 ihr Architektenbüro im Rheintalhaus ihrer Kindheit in Weiler mit 13 Mitarbeitern. Bisher waren sie vor allem im Schul-, Sozial- und Brückenbau tätig, aber auch international umtriebig, u. a. mit einer 416 Seiten starken Monografie über ihre Arbeit, die 2008 bei Springer publiziert wurde und mehrere Preise gewann, etwa den Österreichischen Staatspreis für Buchgestaltung. Unter ihren Bauten sind das Sozialpädagogische Zentrum in Dornbirn, die Zentrale der Industrie-Elektronik-Firma S. I. E. oder das Diözesanmuseum in Fresach. Vorarlbergs Architekten sind beliebt, weil sie innovative Ideen mit wirtschaftlichem Augenmaß verbinden.

Die Erweiterung der Kunsthalle Krems ist Teil eines Großprojektes. In dem von Hans Hollein (1934–2014) erbauten und 2002 eröffneten niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten soll ein Haus der Geschichte etabliert werden. Die Bereiche Naturkunde und Geschichte haben sich bei den Besuchern als beliebter herausgestellt als die Kunst. Außerdem hat Krems mit dem Karikaturmuseum und der Kunsthalle einen gut eingeführten Kunstschwerpunkt. Daher soll die Kunst aus dem Landesmuseum in St. Pölten nach Krems verlagert werden.

Der Zubau in Krems soll als Galerie NÖ bereits 2017 vollendet sein, diese wird nicht als Museum, sondern für Wechselausstellungen dienen. Direktor der Kunsthalle Krems (mit Factory und Kunstraum Stein) ist seit 2009 Hans-Peter Wipplinger.

60 Millionen für neue Museen

Für das Haus der Geschichte im Landesmuseum St. Pölten sind circa 2000 bis 3000 Quadratmeter vorgesehen, für den Zubau bei der Kunsthalle Krems etwa 3500 Quadratmeter, rund 35 Millionen Euro soll der Zubau kosten. Das Land Niederösterreich erhofft sich durch die Umstrukturierung eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen an beiden Standorten: im Landesmuseum von 60.000 auf 100.000 Besucher, in Krems von 120.000 auf 160.000 Besucher.

Diese hoffnungsvollen Prognosen wurden bereits 2014 veröffentlicht, wobei Landeshauptmann Erwin Pröll damals darauf hinwies, dass durch die Investition bis zu 450 Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit seinem Haus der Geschichte – insofern ist es auch ein Politikum – ist Pröll dem Bund, Wien, wo seit Jahren über ein Haus der Geschichte diskutiert wird, zuvorgekommen. Inzwischen plant Kulturminister Josef Ostermayer – den die NÖ-Idee, ein Haus der Geschichte halbwegs kostengünstig in einem vorhandenen Museum einzurichten, vielleicht inspiriert hat – im Weltmuseum Wien (früher Museum für Völkerkunde) sein Haus der Geschichte, das mit einem Teil der bereits budgetierten 27,5 Millionen Euro für die Neugestaltung des Weltmuseums finanziert werden soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2015)

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