Steter Wandel in Köln

Dora Maurer: „Seven Twists“, 1979.
Dora Maurer: „Seven Twists“, 1979. Vintage Galeria Budapest
  • Drucken

Mit Daniel Hug hat die Art Cologne ihren guten Ruf zurückgewonnen. Heuer hat er die Struktur der Messe weiter verbessert.

Größer geworden sei sie nicht, nur die Flächen seien heuer neu verteilt, erklärte Daniel Hug zum Auftakt der Art Cologne. Hug ist Leiter dieser ältesten Kunstmesse der Welt. 1967 als Kölner Kunstmarkt gegründet, waren anfangs nur deutsche Galerien zugelassen. Heute stellen auf der Messe Galerien aus der ganzen Welt aus, auf der 49. Ausgabe sind es 209 Teilnehmer aus 23 Ländern. 700 hätten sich beworben, betont Hug – und darauf kann er stolz sein. Denn als er die Messe 2008 übernahm, hatte die Art Cologne ihren guten Ruf eingebüßt: Mit 390 Teilnehmern war die Veranstaltung viel zu groß geworden, worunter Qualität und Übersichtlichkeit litten. Hug schränkte sofort die Teilnehmerzahl massiv ein, suchte eine besser geeignete Halle auf dem Messegelände und schaffte es in kurzer Zeit, wichtige Platzhirsche wie Michael Werner und Sprüth Magers zurück zu gewinnen.


Ungarische Konzeptkunst. Heuer hat Hug die Struktur noch weiter optimiert, und das bekommt der Messe gut: In der Eingangshalle ist eine beachtliche Sonderschau zur ungarischen Konzeptkunst aufgestellt, kuratiert von drei Budapester Galerien. Ein Höhepunkt ist Dora Maurers Fotografie „Sieben Drehungen“ – ein typisches Werk ihrer Serie der Formverschiebungen. Vor allem aber hat Hug eine neue Hallenstruktur durchgesetzt: Statt zwei gibt es jetzt drei Bereiche in der Halle 11. So führt eine Rolltreppe nach unten in die Halle für die Klassische Moderne. Hier findet sich Hochgradiges, darunter auch das teuerste Werk der Messe, Ernst Ludwig Kirchners „Szene aus dem Sommernachtstraum“, das er ein Jahr vor seinem Tod malte (7,59 Millionen Euro, Samuelis Baumgarte aus Bielefeld).

Von Kirchner ist nicht mehr viel auf dem Markt, dementsprechend hoch ist auch der Preis für Kirchners Aquarelle, die Düsseldorfer Galerie Ludorff bietet ein kleines Blatt des Malers für 145.000 Euro an. Günstig dagegen sind einige Schritte weiter die Drucke von Gerd Arntz. Der Künstler und Grafiker entwickelte die „Wiener Methode der Bildstatistik“, um mit Piktogrammen komplexe Sachverhalte leicht verständlich aufzubereiten. Ein Atelierbrand vernichtete den Großteil seines Werkes, aber einige gesellschaftskritische Holzblöcke blieben erhalten. Die bunt bemalten Vorlagen kosten ab 35.000 Euro, die Drucke liegen zwischen 150 bis 3000 Euro (Galerie Valentien, Stuttgart).


Kunst aus Deutschland. In der mittleren, größten Halle wird etablierte, zeitgenössische Kunst angeboten, darunter auch von elf Galerien aus Österreich. Gleich am Eingang beeindruckt bei Thaddaeus Ropac (Salzburg, Paris) eine Kohlezeichnung von Robert Longo: Ein Militärflugzeug fliegt direkt auf den Betrachter zu. Im Format 160 x 304 ist „Russian SU-27 Fighter“ (400.000 Euro) zugleich wunderschön und bedrohlich – eine düstere Vorahnung?

Insgesamt aber dominiert Kunst aus Deutschland: Vieles ist von höchster Qualität, vieles aber auch harmlos-dekorativ, darunter Künstler-Teppiche von Tony Cragg, Stephan Balkenhol, Günther Förg (Deweer Gallery, ab 3800 Euro) bis zu den Mengen an seichter, abstrakter Malerei.

Im oberen Stockwerk sind dann die jüngeren Galerien zusammengefasst, die weniger als zehn Jahre bestehen, und die „Collaborations“. Die Sorge einiger Aussteller, die Besucher könnten den Weg hierher vielleicht nicht finden, erwies sich schnell als unbegründet – im Gegenteil. Große Aufmerksamkeit erhielt etwa der Auftritt der Jacky Strenz Galerie aus Frankfurt. Denn hier werden die wilden Bilder von Max Brand kombiniert mit Skizzen und Zeichnungen von Wilhelm von Kaulbach, einem deutschen Künstlerstar des 19. Jahrhunderts. Größer könnte der Kontrast kaum sein: Kaulbachs präzise Menschendarstellungen und die bunten, gekritzelten Welten des 1982 geborenen Malers. Und doch funktionierte die Zusammenstellung hervorragend – ein Modell für künftige Messe-Experimente?

49. Art Cologne, Köln, noch Sonntag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.