Museen: Neue „Neue Burg“ teurer als geplant?

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Experten schätzen, dass die Umplanungen rund um das neue Haus der Geschichte 25 bis 60 Millionen Euro kosten könnten. Auch am Eröffnungstermin 2018 wird gezweifelt.

Wien. Zwei Museen zum Preis von einem: Mit dieser Botschaft versuchte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zu überzeugen, als er vor einem halben Jahr mit einer Planänderung für die Neue Burg überraschte: Ostermayer lehnte damals ein schon fertiges Konzept für den Ausbau des Weltmuseums Wien ab. Und schlug stattdessen vor: Das Weltmuseum solle bescheidener dimensioniert und dafür beim geschichtsträchtigen Heldenplatz ein Haus der Geschichte realisiert werden.

Dass mit den beim Weltmuseum eingesparten elf Millionen Euro das Haus der Geschichte umgesetzt werden kann, wird aber immer unwahrscheinlicher. Vielmehr reicht die Bandbreite der Schätzungen der Gesamtkosten nun vom Doppelten bis zum Vielfachen, von 25 bis 60 Mio. Euro. Wobei der größte Kostenfaktor die bauliche Adaptierung der Neuen Burg ist, also die Herstellung von Barrierefreiheit und Umsetzung eines zeitgemäßen Klimakonzepts.

Dazu käme noch der von der Österreichischen Nationalbibliothek angestrebte Tiefspeicher, der in das Regierungsübereinkommen Eingang gefunden hatte und laut Ostermayer möglicherweise auch „den Bedürfnissen der Universität Wien Rechnung tragen“ könnte. Dessen Errichtung könnte sich nach Schätzungen mit weiteren 30 bis 60 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Chance für alte Pläne?

Im Kunsthistorischen Museum (KHM) wittert man zudem die Chance, im Zuge dessen andere alte Projekte neu zu beleben: etwa die Unterkellerung des Maria-Theresien-Platzes sowie einen Besuchertunnel zwischen KHM-Hauptgebäude und dem Weltmuseum unter dem Burgring. Auch auf die erwähnte Notwendigkeit von Generalsanierungen des Hauptgebäudes und der Neuen Burg weist die KHM-Spitze hin. Angeblich existieren im KHM dazu bereits Berechnungen. Offiziell bestätigt wird das nicht. Der ehemalige KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel nennt allerdings konkrete Zahlen für die Neue Burg: Er rechnet mit 50 Millionen – exklusive Tiefspeicher.

Von den Plänen für ein Haus der Geschichte in der Neuen Burg hält Seipel übrigens wenig: „Es gibt für ein Haus der Geschichte nichts Ungeeigneteres als die Räumlichkeiten der Neuen Burg. Die Architektur ist so prägend, dass man sie ,verkleiden‘ müsste, um ein modernes, auch die Jugend ansprechendes Ambiente zu schaffen.“ Auch die Vorgangsweise Ostermayers sei nicht in Ordnung: „Man kann nicht ein Konzept über Jahre entwickeln lassen und, wenn alles startklar ist, sagen: ,Hoppla, jetzt komme ich, 40 Prozent weniger.‘ Das ist eine sowohl politisch als auch sachlich unverantwortliche Vorgangsweise.“ Generell bedauert Seipel, dass Alternativen wie die „einst vom Belvedere bis zum Arsenal angedachte Museums- oder Kulturmeile aus den Köpfen der Stadtplaner verschwunden ist“. Noch nicht sicher ist, wohin im Zuge der internen Umgruppierungen die Sammlung Alter Musikinstrumenten übersiedelt. Derzeit sind auf 1700 Quadratmetern rund 750 zum Teil sehr fragile Objekte ausgestellt. Eine Neuaufstellung auf rund 1000 Quadratmetern könnte im Mezzanin der Neuen Burg oder im obersten Geschoß des Kunsthistorischen Museums erfolgen, erklärte Ostermayer zuletzt.

Haag: „Ambitionierter Zeitplan“

Ersteres stößt auf wenig Gegenliebe im KHM. Denn die für durch die Streichung des „Korridors des Staunens“ des Weltmuseums verfügbaren Flächen würde man lieber dem Ephesos-Museum zuschlagen. Aber auch das Obergeschoß hält beispielsweise Seipel nicht für geeignet. Allerdings sei alles besser, als die Sammlung „vorläufig“ wegzuräumen, so Seipel, denn: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“

Allzu viel Zeit bleibt für die Entscheidung jedenfalls nicht: Das Haus der Geschichte soll ja schon 2018 eröffnet werden. In Expertenkreisen glaubt man nicht, dass das gelingen kann. KHM-Direktorin Sabine Haag hält den Termin für „sehr ambitioniert“. Auch die von allen beteiligten Institutionen zu beschickende Steuerungsgruppe ist bisher noch nie zusammengetreten. Bis Sommer soll jedenfalls die internationale Expertengruppe unter Leitung des Historikers Oliver Rathkolb das inhaltliche Konzept vorbereiten. Auf diesem Grundgerüst aufbauend würde der Kostenrahmen errechnet und die Aufteilung der Räumlichkeiten erfolgen, so Ostermayer. Dann werde man das Projekt ausschreiben. (APA/red.)

Lexikon

Vorgeschichte. Ursprünglich war geplant, das im Corps de Logis untergebrachte Weltmuseum bis 2017 zu erweitern (z. B. mit dem „Gang des Staunens“). Doch der Kulturminister lehnte das fertige Konzept ab. Das Weltmuseum soll nun kleiner werden, und bis 2018 soll in der Neuen Burg auch ein Haus der Geschichte entstehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)

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