Wien Museum bekommt Dachausbau

Das Wien Museum soll einen Dachaufbau bekommen, Teile des Karlsplatzes umgestaltet werden.
Das Wien Museum soll einen Dachaufbau bekommen, Teile des Karlsplatzes umgestaltet werden. Wien Museum
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Ein österreichisches Architektenteam hat einen schwebenden Aufbau entworfen, der Karlsplatz wird auch neu gestaltet. 2017 soll Baustart sein. Das Budget gibt es derzeit noch nicht.

Wien. In der historischen Wiener Altstadt soll also wieder ein denkmalgeschützter Bau einen Dachausbau bekommen. Diesmal ist es das Wien Museum am Karlsplatz.

Weil das Museum schon länger mit Platzproblemen kämpft, wurde nach langen Standortdiskussionen beschlossen, den 1959 errichteten Bau von Oswald Haerdtl zu erweitern. Durch das Neubauprojekt soll die derzeitige Nutzfläche des Wien Museums von 6900 Quadratmetern auf 12.000 anwachsen.

Am Freitag wurde der Sieger des im Frühjahr ausgelobten internationalenArchitekturwettbewerbs präsentiert. Aus den 274 eingereichten Entwürfen aus 26 Ländern ging das österreichische Architektenteam Winkler und Ruck aus Klagenfurt und Ferdinand Certov aus Graz als Sieger hervor.

Herzstück des Entwurfs ist ein zweistöckiger Aufbau aus Sichtbeton, der sich durch eine Glasfuge vom historischen Bau abhebt – er sieht dadurch aus, als ob er schweben würde. Erstes und zweites Stockwerk im alten Gebäude sollen künftig die Dauerausstellungen beherbergen, im angehobenen Dachausbau werden die Sonderausstellungen gezeigt.

 Rendering zum Siegerprojekt
Rendering zum Siegerprojekt Wien Museum

Gratis Aussichtsterrasse

Der Raum zwischen Alt- und Neubau nennt sich Wien-Raum und soll multifunktional nutzbar sein: einerseits als Aussichtsterrasse, andererseits als Schanigarten für das im Erdgeschoß beherbergte Café, aber auch als Veranstaltungsraum für Lesungen, Konzerte und andere Events. Der Wien-Raum soll über einen Lift unabhängig vom Museum erreichbar sein, Eintritt muss man dafür nicht bezahlen, so Museumsdirektor Matti Bunzl. Im Erdgeschoß soll es einen Gastrobereich und ein Kindermuseum geben, das ebenfalls gratis ist.

Mit dem Umbau des Museums soll sich auch einiges in der Umgebung ändern, der Platz vor dem Gebäude soll „entrümpelt“ werden, der Blick auf den Karlsplatz frei gemacht und adaptiert werden. So soll der Bau vom Rand des Platzes wieder ins Zentrum gerückt werden. Das Museum soll – wie ursprünglich gedacht – wieder als Solitär wirken können. Damit das funktionieren kann, wird der Verbindungstrakt zum benachbarten Winterthur-Gebäude, wo derzeit die Mitarbeiter untergebracht sind, weggerissen.

 Rendering zum Siegerprojekt
Rendering zum Siegerprojekt Wien Museum

An das neue Museum soll beim Eingangsbereich ein gläsernes Foyer gebaut werden, das eine Verbindung zum Karlsplatz schaffen soll. „Wir versuchen durch all diese Maßnahmen, das Objekt selbst noch mehr zum Zeichen zu machen. Der Aufbau wächst aus dem Gebäude heraus“, sagt der Architekt Roland Winkler.

Dass der historische Bau weiterhin seine Wirkung behält, wird wichtig sein, wenn der Entwurf den Segen des Denkmalschutzes bekommen soll. Fassade, die alte Direktion und auch Teile des Stiegenhauses sind geschützt. Der Denkmalschutz war zwar in alle Teile des anonymen Verfahrens involviert, in den nächsten Wochen wird es aber noch weitere Verhandlungen geben müssen, so Matti Bunzl.

Die geschätzten Kosten betragen 70 bis 100 Millionen Euro – auch woher diese finanziellen Ressourcen kommen sollen, ist noch nicht fixiert. Wie das Wiener Budget zumindest für das nächste Jahr aussehen soll, wird derzeit ausgearbeitet. Da sich die Stadt per Stabilitätspakt verpflichtet hat, ab 2016 keine neuen Schulden mehr aufzunehmen, sind Kürzungen im Kulturbudget nicht unwahrscheinlich. Wien muss massiv sparen.

Weiters benötigt es Platz wie für Gebäude-Umwidmungen. Baustart soll 2017 sein – bis spätestens 2020 soll das Projekt abgeschlossen sein. Während der Schließzeit will das Museum auf Tour in die Außenbezirke gehen. Das Museum besitzt mehr als zwei Millionen Exponate.

Inhaltliche Neuausrichtung

Der Neubau am Karlsplatz bedeutet auch eine inhaltliche Neuorientierung – Kernstück des erweiterten Museums soll die Dauerausstellung werden. Derzeit endet die Geschichte Österreichs mit zirka 1920. Das 20. und 21. Jahrhundert sind momentan praktisch nicht präsent. Das Museum soll künftig aber nicht nur auf den Stand der Zeit gebracht werden, sondern auf zentrale Fragen unserer Zeit Antworten liefern. Matti Bunzl: „Das Museum soll künftig auch ein Labor der Zivilgesellschaft sein, eine Bühne für eine globale Stadt. Es soll sich kritisch mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigen.“

(APA/Red.)

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