Vom perfekten Augenblick

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Fotografie hat zwei Märkte den klassisch historischen und den spekulativen zeitgenössischen.

Fotografie als Medium in der Kunst ist heute allgegenwärtig. Es gibt eigene Galerien, Biennalen, Messen und Auktionen. Die Sparte scheint zu boomen. Tatsächlich ist Fotografie aber ein sehr junger Markt. Als eigenständiges Medium wurde Fotografie lang nicht ernst genommen. Erst ab den 1990er-Jahren kamen die ersten Auktionen auf, die sich ausschließlich der Fotografie widmeten. Die älteste Fotomesse der Welt ist die Aipad Photography Show (Association of Inter-national Photography Art Dealers) in New York, die vor 36 Jahren gegründet wurde. New York ist immer noch der weltweit wichtigste Marktplatz für Fotografie. In Europa dominiert Paris den Markt. Die Paris Photo, die heuer ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiert, ist die führende Messe in Europa. Die Dependance in Los Angeles hat Veranstalter Reed Exhibitions France nach drei Jahren heuer aber aufgegeben. Das liegt aber vermutlich nicht am Fotomarkt, sondern am Standort Los Angeles. Denn auch der kalifornische Ableger der Pariser Kunstmesse, Fiac LA, wurde storniert. In Europa tut sich mehr, da wurde im Vorjahr die Photo London gelauncht. Die Veranstalter haben ehrgeizige Pläne und wollen Paris Konkurrenz machen. Eine ganze Photo London Week soll rund um die neue Messe, die am 19.Mai beginnt, entstehen. Die Chancen stehen gut, haben doch die großen Auktionshäuser Sotheby s und Christie s darauf reagiert und wichtige Fotoauktionen in der Woche angesetzt.

Fachwissen. Der Bereich Fotografie teilt sich grundsätzlich in zwei Märkte: die traditionelle, klassische Fotografie und die zeitgenössische Fotokunst, bei der sich Künstler der Fotografie als Medium bedienen. Der Markt für historische Bilder und klassische Moderne ist nach wie vor ein Spezialgebiet für eine vergleichsweise kleine internationale Sammlergruppe. Das liegt auch daran, dass diese Sparte einiges Fachwissen erfordert. Wertunterschiede ergeben sich primär durch die Zahl der Abzüge, ob diese vom Künstler selbst und wie lang nach der Aufnahme gemacht wurden sowie dem Erhaltungszustand und ob sie signiert sind. "Das Wertvollste sind Vintages, Abzüge, die kurz nach der Aufnahme oder bis maximal zwei Jahre später vom Künstler gemacht wurden. Danach kommt der Later-Print, der ebenfalls vom Künstler stammt, und schließlich der Modern-Print, der erst nach dem Ableben des Fotografen gemacht wird", erklärt Johannes Faber, einziger auf Vintage spezialisierter Händler in Wien. Im Gegensatz zur Fotokunst ist klassische Fotografie kein Spekulationsmarkt. "Klassische Fotografie von Namen wie Ansel Adams und Edward Weston sind beständig. Sie ver-kaufen sich schon seit Jahren gut, weisen aber konstante Preisanstiege auf", sagt Anna Zimm, Expertin der Sparte Fotografie im Auktionshaus Westlicht. Für Raritäten werden aber schon siebenstellige Summen bezahlt. So erzielte Edward Steichens "The Pond Moonlight" aus dem Jahr 1904 bei Christie s 2006 2,9Millionen Dollar. Der Rekord für Edward Weston stammt von 2008 für den Akt "Nude" aus dem Jahr 1925 mit 1,6Millionen Dollar, sein Muschelfoto "Nautilus" ging 2010 für 1,1Millionen Dollar über den Tresen. Ebenfalls in der Millionenliga spielen Alfred Stieglitz und Man Ray. 1,5Millionen Dollar ist der höchste Preis, für Stieglitz, für "Georgia O Keeffe Hands" von 1919. Man Rays Rekord liegt bei einer Million Dollar, bewilligt bei Christie s 2013 für "Untitled Rayograph" von 1922.

Spekulativ. In der klassischen Fotografie gibt es auch herausragende Österreicher. Rudolf Koppitz etwa gehört zu den führenden internationalen Vertretern des Symbolismus. Seine "Bewegungsstudie" ist weltberühmt und wurde im Vorjahr von Faber um 160.000 Euro an die Neue Galerie in New York verkauft. Heinrich Kühn wiederum gilt als einer der wegweisenden Fotografen des Piktoralismus. Christie s verkaufte 2009 von ihm "In Bacino di San Marco" für 70.000 Dollar. Ganz frühe Fotografien gehen laut Zimm heute etwas schlechter als in den 1980er- und 1990er-Jahren. "Jetzt erzielen nur noch die Top-stücke hohe Preise", sagt die Expertin. So zahlte ein Sammler bei einer Auktion im Westlicht 2012 für die Pariser Stadtansicht "La Fontaine et le March des Innocents", die dem Fotopionier Jean Baptiste Louis Gros zugeschrieben wird, 228.000 Euro. Zeitgenössische Fotokunst sei hingegen sehr spekulativ, sagt Faber. Sie unterliegt den Gesetzen des gehypten Contemporary-Markts und wird auch von normalen Galerien verkauft. Andreas Gurskys Foto "Rhein II" erzielte 2011 4,3 Millionen Dollar. In ähnlichen Sphären bewegen sich Cindy Sherman, Jeff Wall und Richard Prince.

Tipp

Westlicht. 14. Foto-Auktion. 10.Juni 2016 um 17Uhr; Westbahnstraße 40, Wien

Photo London. Messe für Fotografie; 19. bis 22.Mai., Sommerset House, London

Paris Photo. Messe für Fotografie 20-jähriges Jubiläum; 10. bis 13.November 2016 im Grand Palais, Paris

("Kultur Magazin", 15.04.2016)

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