Zum Fest ein Füllhorn

"Eröffnung des Kunsthistorischen Museums am 17.10.1891" von Robert Raschka.KHM
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Zum 125-Jahr-Jubiläum beschert das Kunsthistorische Museum seinem Publikum einen Veranstaltungsreigen.

Museum für alle" lautet das Motto, dem sich das Kunsthistorische Museum (KHM) im 125. Jahr seines Bestehens verschrieben hat. Das Haus ruft damit die Eröffnungszeremonie in Erinnerung, mit der das Museum am 17.10.1891 der Öffentlichkeit übergeben wurde: Kaiser Franz Joseph I. eröffnete das "Kunsthistorische Hofmuseum" höchstpersönlich. Mit der Fertigstellung war der Umbau Wiens zu einer Metropole von europäischem Format so gut wie abgeschlossen. Vier Tage lang dauerten die Feierlichkeiten mit 6000 geladenen Gästen. Danach wurde das Museum vom Publikum bei freiem Eintritt regelrecht gestürmt.

Die Zahl 125 und das Festthema sind auch die spielerische Vorgabe der ersten Sonderausstellung im Jubiläumsjahr. Unter dem Titel "Feste feiern" versammelt sie exakt 125 Exponate, die insbesondere die neuzeitliche europäische Festkultur ausloten. Viel Raum nimmt dabei das höfische Festbankett mit seiner Prachtentfaltung von der Kulinarik bis zu Tanz und Musik ein. Der festlichen Anlässe gab es viele: Krönungsfeiern, Hochzeiten, Geburtstage, höfische Turniere. Ein eigenes Kapitel ist dem Karneval in seinen verschiedenen Ausprägungen gewidmet.

Ausnahmezustand, Verkleidung, Rollenspiel werden als Aspekte gesondert beleuchtet. Folgt ein Fest einer Dramaturgie, kommt auch den Objekten eine besondere Rolle zu, die oft speziell für einen Anlass angefertigt wurden. Das Spektrum reicht hier von fragilen toskanischen Zuckerskulpturen, die als Tischaufsätze fungierten, über Prunkharnische, wie sie bei höfischen Turnieren in der Renaissance zum Einsatz kamen, bis zum 17 Meter langen Tafeltuch, das Karl V. für die Feste des Ordens vom Goldenen Vlies in Auftrag gegeben hatte. Was die Feste des Volks betrifft, ist das KHM mit seinem reichen Schatz an Bildern Piet Brueghels selbst im Besitz wichtiger Darstellungen dieser Thematik. Goyas "Blindekuhspiel" aus dem Prado bildet hierzu eine wunderbare Ergänzung.

Um Festlichkeit auf der Bühne geht es in der Parallelausstellung des Theatermuseums, "Spettacolo barocco! Triumph des Theaters" (bis 30.1.2017), das in diesem Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum feiert. Auch das Münzkabinett steuert seinen Teil zur Feierstimmung bei mit einer Präsentation von Goldstücken aus der kaiserlichen Münzsammlung, die im 18. Jahrhundert die Geburtsstätte der Numismatik als moderner Wissenschaftsdisziplin war. Gespannt darf man auch auf die Reihe "Artist s Choice" sein, im Rahmen derer diesmal der Autor und Keramiker Edward de Waal eine Auswahl aus den KHM-Schätzen trifft. Doch das Füllhorn des KHM enthält nicht nur künstlerische Schätze. Es gibt auch Geschenke für das Publikum. So gibt es für junge Menschen zwischen 19 und 25 Jahren eine vergünstigte Jahreskarte um 19 Euro. Alle Besucher kommen überdies im Jubiläumsjahr an ihrem Geburtstag in den Genuss freien Eintritts.

Groß geschrieben wird auch der Bereich Bildung und Vermittlung. In Vorträgen kommt die Kulturtheoretikerin Barbara Vinken ebenso zu Wort wie Direktoren von Museen zeitgenössischer Kunst. Kunstvermittlung im Freien gibt es im Sommer. Passend dazu erarbeitet die Gartenbauschule Schönbrunn ein Web-Projekt rund um den Brueghel schen Blumenstrauß. Und last but not least werden die Philatelisten zum Jubiläum mit einer Klimt-Sonderbriefmarke beschenkt.

Tipp

"Feste feiern" ist die erste Sonderschau zum 125-Jahr-Jubiläum des Kunsthistorischen Museums (bis 11.9.). Das ganze Jahr über finden Ausstellungen und Sonderaktionen statt. www.khm.at Informationen zu Clubvorteilen auf: DiePresse.com/derclub

("Kultur Magazin", 15.04.2016)

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