Husslein wegen Untreue angezeigt

Agnes Husslein
Agnes Husslein(c) imago/SKATA (imago stock&people)
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Die freigestellte Prokuristin brachte Strafanzeige ein.

Im Juli, also noch diese Woche, soll über die neue Direktion des Belvedere entschieden werden. Die Frage ist, ob Kulturminister Thomas Drozda neu ausschreibt. Oder bei seiner ursprünglichen Wahl, Agnes Husslein zu verlängern, bleibt. Dazwischen allerdings lag ein ganzer „Fall“ – Husslein wird von ihrer ehemaligen engsten Mitarbeiterin, der zur Zeit freigestellten Prokuristin Ulrike Gruber-Mikulcik, der Untreue bezichtigt. Sie hat am Montag, berichtete der „Standard“, Strafanzeige gegen Husslein eingebracht.

Ein Tätigwerden hätte, so Gruber-Mikulciks Anwalt Georg Schima, auch von Amts wegen erfolgen können, ist jedoch ausgeblieben. Das von ihm eingereichte „Material“, meint er, dürfte aber ausreichen, dass sich die Staatsanwalt den Fall „ansehe“. Um welchen Vorwurf genau es sich bei der Anzeige handelt, ist nicht bekannt. Bekannt ist allerdings der von der Firma BDO angefertigte Prüfungsbericht über die Compliance-Vorwürfe gegen Agnes Husslein, die durch Gruber-Mikulcik und andere Mitarbeiter des Hauses ans Ministerium getragen wurden. Am Tag, nachdem Gruber-Mikulcik erfuhr, dass sie doch nicht wie angenommen zur gleichberechtigten kaufmännischen Geschäftsführerin bestellt wird.

Parlamentarische Anfrage

Unter den detailliert dokumentierten Vorwürfen waren u. a. Reparaturarbeiten in der Privatwohnung Hussleins, die sie Belvedere-Gästen gratis als Unterkunft zur Verfügung stellte. Aus dem Shop entnommene Gegenstände, die als Marketing-Tool verschenkt wurden. Eine „steuerschonend umgeschriebene“ Rechnung des Geburtstags von Hussleins Enkel an Hussleins Mann, den Gynäkologen Peter Husslein. Husslein räumte daraufhin „Vergehen“ ein, für drei Jahre zahlte sie 13.000 Euro zurück. Das Museumskuratorium entschied, in Abwägung mit Hussleins Leistung für das Haus, für Hussleins Verbleib bis zum Auslaufen des Vertrags Ende des Jahres. Drozda stellte Husslein für diese Zeit interimistisch einen gleichberechtigten kaufmännischen Geschäftsführer zur Seite, den Museumsberater Dieter Bogner.

Gestern, Dienstag, stellte Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl eine parlamentarische Anfrage an Minister Drozda, in der u. a. die genaue Bezifferung des Schadens und die Bekanntgabe der Höhe der Kosten des Prüfberichts gefordert werden. (sp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2016)

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