Meisterhafte Malerei

„Die Schlacht zwischen den Philistern und den Israeliten“ von Jacopo Tintoretto kommt im Dorotheum zur Auktion.
„Die Schlacht zwischen den Philistern und den Israeliten“ von Jacopo Tintoretto kommt im Dorotheum zur Auktion.(c) Dorotheum
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Die herbstlichen Auktionswochen im Dorotheum und im Kinsky bieten dramatische Schlachtenbilder, Salondamen und luftig-leichte Pleinairmalerei.

In Wien kommt in der nächsten Woche ein großes Angebot an Alten Meistern, Gemälden des 19. Jahrhunderts und Antiquitäten auf den Markt, denn das Wiener Dorotheum und das Auktionshaus im Kinsky bitten zur Auktionswoche. Bei vielen Altmeistergemälden kommen Liebhaber historischer Schlachtenszenen so richtig auf ihre Kosten. So werden sie beispielsweise an der „Schlacht zwischen den Philistern und Israeliten“ von Jacopo Tintoretto ihre Freude haben. Zudem ist das Schlachtenbild, das am 18. Oktober im Dorotheum mit einem Schätzwert von 300.000 bis 400.000 Euro zum Aufruf kommt, eine bedeutende Neuentdeckung. Schlachtenbilder von Tintoretto sind selten auf dem Markt. Zuletzt wurde 2014 „Die Schlacht von Asola“ bei Christie's in London um 1,2 Millionen Euro verkauft.


Gut gegen Böse. Um Gut gegen Böse in epochaler Darstellung geht es in dem Werk „Die Hölle“ von einem Nachfolger von Hieronymus Boschs, das mit einer Schätzung von 200.000 bis 300.000 Euro angeboten wird. Wer etwas leichtere Kost möchte, könnte mit Pieter Brueghels II. Rundbild „Ein Bauer und ein Hausierer auf einer Bank“ Freude haben. Hier lässt ein Bauer kein falsches Geschäft mit sich machen. Er schubst den betrügerischen Händler von der Bank. Die Ware des Händlers, Netze und Flöten, symbolisiert hier Betrug. Die Taxe beträgt 180.000 bis 220.000 Euro.

Südliche Landschaften und Städte, Stillleben und Damenporträts stehen dann zwei Tage später bei Gemälden des 19. Jahrhunderts auf dem Programm. Federico Andreottis „Junge Schönheit mit einem Korb Rosen“ ist ein schönes Beispiel von Freiluftmalerei oder Pleinairmalerei, bei der Künstler unter freiem Himmel bei natürlichen Licht- und Schattenverhältnissen und naturgegebener Farbigkeit arbeiten. Begründet wurde die Freilichtmalerei in der Zeit des ausklingenden Klassizismus und der aufkommenden Romantik zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Schätzung liegt bei 20.000 bis 30.000 Euro.

Im Gegensatz dazu steht die Salonmalerei, ebenfalls entstanden im 19. Jahrhundert. Eine Dame von Welt pflegte nicht nur durch die verschiedenen Salons zu flanieren, sondern wollte sich auch ebendort gemalt wiederfinden. Der österreichische Star unter den Salonmalern war Hans Makart. Er verstand es nicht nur, riesige Leinwände mit effektvoll koloristischer Malerei zu produzieren, sondern stand auch für exzessiven Starkult und den Glanz einer ganzen Epoche. Nicht umsonst verehrte man ihn als Malerfürst. Im Dorotheum kommt diesmal von ihm ein Porträt einer mit Fächer bewaffneten Dame zur Auktion. Für das Porträt werden 40.000 bis 60.000 Euro erwartet. Im Dorotheum wurde mit 652.000 Euro auch der bisher höchste Preis für ein Werk Makarts erzielt: Das war 2013 für „Der Tod der Kleopatra“. Auch das Auktionshaus im Kinsky hat einen Makart im Angebot, und zwar „Allegorie der Liebe“. Es wird am 19. Oktober mit einem Schätzwert von 100.000 bis 200.000 aufgerufen.
Das Hauptlos im Kinsky ist das neu entdeckte Gemälde von Theodor von Hörmann, „Sonniger Nachmittag am Quai du Louvre in Paris“. Es ist eines der seltenen Werke, das Hörmann, Österreichs Vorkämpfer der Wiener Secession, in Paris zwischen 1887 und 1889 malte. In dieser Zeit setzte sich der Maler mit der französischen Avantgarde und dem Impressionismus experimentell auseinander. Das Bild wurde in einer privaten nordeuropäischen Sammlung entdeckt und erstmals in der Theodor-von-Hörmann-Ausstellung im Leopold-Museum präsentiert. Das Auktionshaus erwartet für den Künstler hier einen neuen Rekordpreis und hat die Taxe auf 300.000 bis 400.000 Euro gesetzt. Bisher liegt der Höchstpreis bei 280.000 Euro, erzielt vom Dorotheum 2004 für „Das Lederertal bei Znaim“.


Ausdrucksstarke Naturaufnahme. Ein weiterer Höhepunkt im Angebot ist sicherlich Olga Wisinger-Florians Gemälde „Gloxinien im Glashaus“. Wisinger-Florian zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen des Stimmungsimpressionismus, der österreichischen Ausprägung der Pleinairmalerei. Sie war eine der ersten erfolgreichen und auf dem gesellschaftlichen Parkett versierten Malerinnen am Ende des Jahrhunderts und überzeugt mit ihren ausdrucksstarken Naturaufnahmen. Unter den bekanntesten Vertreterinnen des Stimmungsimpressionismus, zu denen etwa auch Tina Blau und Marie Egner gehören, ist Wisinger-Florian die am höchsten Bewertete auf dem Markt. Ihr Rekord liegt bei 380.000 Euro für einen „Sommerabend“, erzielt im Kinsky 2011. Weder Tina Blau noch Marie Egner hat bisher die Marke von 200.000 Euro überschritten. Für „Gloxinien im Glashaus“ erwarten die Kinsky-Experten 100.000 bis 200.000 Euro.

Im Bereich Antiquitäten kann das im Kinsky gleich mit zwei Sammlungen aufwarten. Die Sammlung der Familie Goess-Saurau aus Schloss Pfannberg in der Steiermark dreht sich um das Thema der Jagd und kommt am 18. Oktober zum Aufruf. Die zweite Privatsammlung ist auf die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts spezialisiert, darunter Meister wie Jan van Goyen, Salomon von Ruysdael und Otto Marseus van Schrieck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2016)

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