Lassnig im Doppelpack

(c) Zierhofer Hubert
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Bei der Auktion für Zeitgenössische Kunst im Kinsky kommen gleich zwei wichtige Werke von Maria Lassnig zum Aufruf.

Maria Lassnig hat heuer im April in der neu entstehenden City rund um den Hauptbahnhof in Wien ihre eigene Straße bekommen. Wie so viele Künstler in Österreich erfährt sie erst nach ihrem Tod die ihr zustehende Beachtung. Im Mai 2014 starb Lassnig. Jetzt wird sie international gefeiert, als die vielleicht größte Malerin Europas. 2014 zeigte das PS1 in New York eine umfassende Retrospektive, diesen Sommer folgte die Tate Liverpool. Auch auf der kommerziellen Seite gibt es Ausstellungen: Die Galerie Friedrich Petzel in New York hat im Herbst „Woman Power“ gezeigt, und Hauser Wirth & Schimmel, die Niederlassung der Zürcher Galerie Hauser & Wirth in Los Angeles, zeigt noch bis Jahresende eine Lassnig-Ausstellung. Die Galeristen Friedrich Petzel und Iwan Wirth sind übrigens Vorstandsmitglieder der Lassnig-Stiftung.

Preissprung. Auch bei der preislichen Bewertung der Werke Lassnigs kam eine deutliche Aufwärtsbewegung erst nach ihrem Ableben. Der Markt funktioniert nach dem Grundprinzip Angebot und Nachfrage, gewürzt mit einer Prise Mode. Normalerweise sind tote Maler die wahren Stars des Kunstbetriebs, sobald sie ihren Status über das Ableben hinaus bewiesen haben. So machte auch der Auktionsumsatz der Künstlerin in ihrem Todesjahr einen gewaltigen Sprung nach oben. 2013 wurden mit Werken von Lassnig knapp 400.000 Dollar umgesetzt, ein Jahr später stieg der Umsatz mit 2,6 Millionen Dollar auf mehr als das Sechsfache an. 2015 waren es immer noch 1,2 Millionen Dollar. Auch die Preisentwicklung verlief ähnlich. 2014 wurden gleich mehrmals neue Höchstpreise für Lassnig erreicht. Der Rekord liegt bei 400.000 Euro, erzielt für „Der Wald“ im November 2014 im Wiener Dorotheum. Bei derselben Auktion wurde „Stillleben mit rotem Selbstporträt“ für 340.000 Euro zugeschlagen, der zweithöchste Preis für ein Werk Lassnigs. Konkurrent im Kinsky schaffte für „Brettl vorm Kopf“ zur selben Zeit den dritthöchsten Zuschlag von 330.000 Euro.

Bei den aktuellen Herbstauktionen in Wien ist Lassnig ebenfalls prominent vertreten. Im Wiener Dorotheum wechselte diese Woche das Werk „Ohne Titel (Berge)“ von 1955 für 137.200 Euro den Besitzer. Der obere Schätzwert lag bei 120.000 Euro. Kommenden Mittwoch werden im Auktionshaus im Kinsky bei der Auktion für Zeitgenössische Kunst gleich zwei wichtige Werke von Lassnig angeboten. Eines stammt aus der Privatsammlung des Kulturmanagers und Museumsdirektors Dieter Ronte. Der ehemalige Direktor der Museen Moderner Kunst in Wien, Hannover und Bonn hatte bereits als Student mit dem Sammeln begonnen und stets engen Kontakt mit Künstlern gepflegt. Eines der Hauptwerke der Sammlung ist ein großformatiges Gemälde von Lassnig aus dem Jahr 1983. „Herbstbild/Herbst“ kommt mit einer Schätzung von 100.000 bis 200.000 Euro zum Aufruf. Aus einer anderen Privatsammlung stammt ein weiteres Gemälde der Künstlerin, entstanden 1994. „Ohne Titel (aus der Serie: Malflüsse)“ wurde von den Experten mit 150.000 bis 300.000 Euro bewertet.

Neben Lassnig gehört sicherlich Max Weiler zu den Stars der Auktion. „Durchblick durch blaue Gegend“ aus dem Jahr 1975 gehört zum Zyklus der „Neuen Landschaften“ aus den Jahren 1974 bis 1976 und ist auf 100.000 bis 200.000 Euro geschätzt. Als zweites Werk sei „Blaue Bäume und Purpurhimmel“, das 1973 am Ende seiner Serie „Landschaft auf tönenden Gründen“ entstanden ist, erwähnt. Die Taxe beträgt 80.000 bis 160.000 Euro.

Vertreter der italienischen Arte Povera sind Jannis Kounellis, von dem ein Werk aus der begehrten Serie des „Alphabets“ angeboten wird, und Mario Merz, der mit einer frühen Leinwand aus den 1980er-Jahren vertreten ist. Beide Werke kommen mit einem Schätzpreis von jeweils 25.000 bis 50.000 Euro zum Aufruf.

Klassische Moderne. Einen Tag vorher finden im Kinsky die Versteigerungen von Klassischer Moderne und Jugendstil statt. Hier zählen Egon Schiele, Albin Egger-Lienz und Alfons Walde zu den klingenden Namen. Letzterer ist mit einer Variante seines „Bauernsonntags“ präsent, die 250.000 bis 500.000 Euro bringen soll. Zuletzt wurde eine Fassung des „Bauernsonntags“ bei Hassfurther 2012 für 331.000 Euro versteigert. Der höchste Auktionspreis für ein Werk von Walde liegt bei 500.000 Euro, erzielt 2011 für „Aufstieg“ im Dorotheum.

Deutscher Expressionismus in seiner schönsten Form wird mit einem Aquarell von Ernst Ludwig Kirchner angeboten. „Nackte Frau und Mädchen“ zeigt zwei weibliche Akte mit Katze. Es entstand in den 1920er-Jahren während seiner Jahre in Davos, in denen sich der Maler mit flächigen Kompositionen auseinandersetzte. Das Werk wurde direkt aus dem Nachlass des Künstlers gekauft und befand sich seither in österreichischem Privatbesitz. Der Schätzpreis beträgt 100.000 bis 200.000 Euro.

Bei der Jugendstil-Auktion kommt unter anderem eine bezaubernde Kette mit Anhänger von Josef Hoffmann zur Versteigerung. Das Schmuckstück, 1903 entstanden, ist ein Beispiel aus der frühen Wiener-Werkstätte-Schmuckproduktion und mit einer oberen Schätzung von 300.000 Euro bewertet. ?

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Jugendstil & Design
Die Auktion Jugendstil & Design findet am 29. November um 16 Uhr in den Räumlichkeiten des Palais Kinsky statt.

Klassische Moderne Die Auktion für Klassische Moderne findet am 29. November um 18 Uhr statt.

Zeitgenössische Kunst Teile 1 & 2
Die Auktion für zeitgenössische Kunst findet am 30. November in zwei Teilen statt. Teil 1 startet um 14 Uhr, Teil 2 mit einer Pause um 18 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2016)

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