Francesca Habsburgs Sammlung geht nach Prag

Teresa Zötl
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Die Mäzenin stellt Teile ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst als Dauerleihgabe der Prager Nationalgalerie zur Verfügung. Für künftige Ausstellungen im „statischen Wien“ will sie aber offen bleiben.

Wien/Prag. Noch im Juni hatte Francesca Habsburg erklärt, mit ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst in Wien bleiben zu wollen – nach Drohungen, die Kollektion nach Zürich abzuziehen. Jetzt sollen zumindest Teile davon offenbar doch ins Ausland gehen: Am Freitag unterschrieben Habsburg und der Direktor der Prager Nationalgalerie einen Kooperationsvertrag. Ab Juni 2018 werden gut 100 Werke aus der Sammlung als Dauerleihgabe am Nationalgalerie-Standort Palais Salm ausgestellt.

Dort sollen die Werke mindestens fünf Jahre lang bleiben. Auch Großinstallationen im zur Nationalgalerie gehörenden Messepalast sind geplant. Die Nationalgalerie habe Habsburgs Kunststiftung TBA21 „den sehr spannenden Vorschlag“ gemacht, „Teil der Neuorganisation ihrer institutionellen Struktur zu sein und am zeitgenössischen Kunstleben Prags teilzunehmen“, zitiert das „Profil“ das Büro der TBA21. Dass die Ausstellungstätigkeit in Wien ganz eingestellt wird, sei damit nicht gesagt, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage der APA: „TBA21 ist offen für eine Diskussion über die Möglichkeit, künftig Ausstellungen in Wien zu organisieren.“ Das Büro, von dem Habsburgs Kunstaktivitäten organisiert werden, soll auch weiterhin in Wien bleiben. Ausstellungsraum gibt es hier aber bald keinen mehr: Der Mietvertrag für die TBA21-Räumlichkeiten im Augarten läuft mit Ende des heurigen Jahres aus.

Der drohende Verlust des Ausstellungsorts stand schon im November 2015 im Raum, als Habsburg Überlegungen äußerte, ihre Sammlung – und damit ihre vielen kulturellen und gesellschaftspolitischen Aktivitäten – in die Schweiz zu übersiedeln. Auch aus Venedig gab es Angebote, die sie prüfen wollte. Als Grund nannte sie mangelnde Wertschätzung und Verstimmung über das „statische“ Wien. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny kündigte daraufhin an, den Kontakt zur Sammlerin wieder zu intensivieren: „Selbstverständlich wird Wien alles dafür tun, die Sammlung hier zu behalten.“

"Isoliert" in Wien

„Ja, wir bleiben. Vorerst“, sagte Habsburg der „Presse“ dann im Juni 2016 – auch aufgrund der politischen Lage, der sie als kosmopolitisch denkende Europäerin entgegentreten wollte. In Wien fühlte sie sich als private Sammlerin allerdings nach wie vor „isoliert“. Für Kunstmessen oder große Auktionshäuser könne man im Rathaus Unterstützung bekommen, sagte sie, für Projekte mit nachhaltigem Ansatz gebe es weniger Verständnis.

Habsburg versteht sich nicht nur als Kunstsammlerin, sondern als -produzentin, sie holte nicht nur die Arbeiten internationaler Künstler wie Christoph Schlingensief, Olafur Eliasson, Ai Weiwei etc. nach Wien, sondern auch viele Künstler selbst. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2017)

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