Asterix wird 50: Die spinnen, die Gallier!

(c) Reuters (Charles Platiau)
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Zum 50. Geburtstag erscheint ein neues Abenteuer von Asterix. Sein Zeichner Uderzo wird immer pompöser, sein Dichter Goscinny ist längst schon tot.

Ein Generationenstreit: Ab welchem Band verlieren die Abenteuer von „Asterix und Obelix“, die 1959 erstmals als Comic im Magazin „Pilote“, ab 1961 als Buch mit 44 großformatigen Seiten erschienen, ihren Reiz? Ab Nummer zwölf („Asterix bei den Olympischen Spielen“) im turbulenten Jahr 1968? Ab „Asterix bei den Belgiern“ im Jahr 1979, dem ersten Buch nach dem Ableben des genialen René Goscinny? Der Verfasser der Texte, der mit dem Zeichner Albert Uderzo das aufsässige gallische Universum geschaffen hatte, erlebte das Erscheinen dieser Nummer24 nicht mehr. Goscinny vor allem brachte den Esprit in dieses Dorf an der Küste der Bretagne, das von Typen wimmelt, die sich nicht dem Diktat des Römischen Reiches unterwerfen und 50 vor Christus heiteren Widerstand gegen Caesars Legionen leisten.

Zum 50.Geburtstag ist am Donnerstag die Nummer34 erschienen. „Wir zählen das Jahr eins unserer Zeitrechnung“, heißt es anfangs. Tempus fugit. Das sollte eigentlich nicht sein, bei einem Klassiker, in dem die Zeit stillsteht. Auf dem Titelblatt sieht man den schlauen kleinen und den gut gebauten einfältigen Helden als goldenes Monument, über das sich Asterix und Obelix, wie man sie kennt, lustig machen. Goscinny hätte sie wahrscheinlich verballhornten Horaz auf Latein zitieren und darüber sinnieren lassen, dass Gedichte dauerhafter als Öl seien. Bei Uderzo aber, der das Großunternehmen Asterix (bisher 310 Millionen verkaufte Exemplare weltweit) seit 1977 allein betreut, überwiegt das Monumentale.

Und das ist schade. Früher, in der guten alten Zeit, 50 vor Christus, gab es nur ein Prachtbild pro Buch – es stellt ganz am Schluss nach überstandener Irrfahrt das große Gelage dar. Der Barde Troubadix hängt dann gefesselt und geknebelt im Baum, während die übrigen Dorfbewohner den Triebstau mit gebratenen Wildschweinen und berauschenden Getränken befriedigen. Sonst aber dominieren die kleinen Bildchen mit den liebevollen Details. Diese Gemmen mit ihren pointierten Texten stecken voller Anspielungen, das Große im Kleinen macht den Reiz der Abenteuer dieser chaotischen, chauvinistischen, anarchistischen Gesellschaft aus, mit der man sich so gerne identifiziert, weil sie in der Bezwingung des Übermächtigen und auch Fremden erfolgreich ist. Goscinny, der auch den kleinen Nick erfand, hat meist sympathische Antihelden erschaffen.

„Asterix & Obelix feiern Geburtstag“ ist eine versöhnliche Rückschau, die mit gigantischen Bildern protzt: Die Helden sind streckenweise in Gemälde von Delacroix, Manet, Arcimboldo versetzt, Obelix ist der Mensch, der bei Leonardo zum ästhetischen Maß aller Dinge wird, allerdings eine allzu manieristische Variante. Und alle kommen sie, um zu gratulieren, selbst der verhärmte Julius, in diesem barocken Spektakel ohne Maß und Ziel. Runde Geburtstage enden oft in peinlichen Feiern. 

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2009)

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