Die Jüdin aus Wien, für die Elvis „Trudy Fruity“ sang

Trude Forsher sah sich auch in der Arbeit mit Elvis Presley in erster Linie als Autorin.
Trude Forsher sah sich auch in der Arbeit mit Elvis Presley in erster Linie als Autorin.(c) James Forsher Estate
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„Trudy & Elvis“: Eine faszinierende Ausstellung (bis 12. 11.) zeigt die erstaunliche Geschichte einer Frau, die 1938 knapp dem NS-Terror entkam – und 1956 in Hollywood als Privatsekretärin des Rock-'n'-Roll-Königs engagiert wurde.

Von Pötzleinsdorf nach Hollywood: Die Geschichte der 1938 vor den Nazis geflohenen Trude Forsher klingt wie ein amerikanisches Märchen, sie passt gut zum Märchen vom Lastkraftwagenfahrer, der zum größten Popstar wurde. Beide sind wahr. Trude Forshers Geschichte wird nun in der Wiener Dorotheergasse gezeigt und erzählt: nach der Ausstellung über Amy Winehouse und der Schau „Stars of David“ ein weiteres Beispiel dafür, wie engagiert sich das Jüdische Museum populärkulturellen Themen widmet.

Dass Trude Forsher, die sich in den USA zunächst als Journalistin versuchte, den Aufstieg zu einer der mächtigsten Frauen im damaligen Showbusiness schaffte, verdankte sie gewiss auch der Weltoffenheit und Bildung, die im jüdischen Bürgertum selbstverständlich waren und sind. Das liest man auch aus Forshers – im Katalog abgedruckten – „Love me Tender Diaries“, denen man etwa entnimmt, wie der junge Elvis auf sie wirkte: „1956 stand er vor uns, der Rebell, auf der ganzen Welt das Idol einer desillusionierten Jugend. Doch die Liebe seiner Mutter war ihm wichtiger als jeder weltliche Besitz. Das war zu einer Zeit, als man mit dem Wort ,Momism‘ ein enges Verhältnis zwischen einer Mutter und ihrem Kind verspottete. Der Bestseller ,Portnoy's Complaint‘ (von Philip Roth) attackierte ja auch den Charakter der Mutter.“

In einem Ausschnitt aus Kurt Langbeins TV-Dokumentation „Elvis und das Mädchen aus Wien“, die am 14. August zu Presleys 40. Todestag in ORF2 gezeigt werden soll, schildert Forsher ihre Eindrücke knapper: „Er ging auf und ab und kämmte sich. Das tat er gern.“ Und sie erzählt, wie Elvis sie von späten Dreharbeiten persönlich mit der Limousine heimbrachte und beim Fahren „Tutti Frutti“ sang. Diesen Song nannte er später ihr zu Ehren in „Trudy Fruity“ um. Sein kindliches Gemüt beweist auch eine Fake-Mausefalle, mit der er seine Assistentin erschrecken wollte. Gleich daneben sieht man Forshers Adressbuch (mit Namen wie Frank Sinatra und Gregory Peck) sowie diverse Devotionalien, etwa eine Karte mit „Holiday Greetings from Elvis and the Colonel“, die Elvis in GI-Uniform vor einem gezeichneten Christbaum zeigt.

Über den „Colonel“, also Presleys Manager Tom Parker, soll Forsher nie ein schlechtes Wort verloren haben, obwohl er bisweilen antisemitische Sprüche klopfte und sie 1960 entließ, nachdem sie sich von ihrem Ehemann – der ihre Karriere nicht akzeptieren wollte – scheiden ließ. Parker fürchtete, dieser „Skandal“ könnte dem Image des Rock-'n'-Roll-Königs schaden.

Gut, dass die Ausstellung auch Forshers weiteres Leben beleuchtet. Sie gründete mit Adolph Zukor II. eine TV-Produktionsfirma, später arbeitete sie für den Reformrabbiner Leonard Beerman, beriet jüdische Frauen mit häuslichen Problemen. Nach ihrer Pensionierung forschte und schrieb sie über die soziale Lage geschiedener Mütter, beriet die „Human Relate Commission“ im Rathaus von Los Angeles. Ihren einstigen Schützling Elvis Presley, der 15 Jahre jünger war als sie, überlebte sie um 23 Jahre: 2000 starb sie in Los Angeles. Ihr Sohn James hat ihren Nachlass dem Jüdischen Museum zur Verfügung gestellt: So ist auch die Kindergitarre (mit Aufschriften wie „You ain't nothin' but a hound dog“), die ihm Elvis 1960 geschenkt hatte, nun dort zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2017)

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