Klimt-Gemälde versehentlich verschenkt

„Apfelbaum II“ ist offenbar aufgrund einer Verwechslung fälschlicherweise restituiert worden.

Im März 2000 schrieb Hubertus Czernin im „Standard“ über die Recherche der Belvedere-Provenienzforscherin Monika Mayer: Sie habe u. a. festgestellt, dass das Bild „Apfelbaum II“ von Gustav Klimt einst Nora Stiasny, der Tochter der (von Klimt porträtierten) Kunstsammlerin Amalie Zuckerkandl, gehört habe. Mutter und Tochter wurden 1942 deportiert und kamen mutmaßlich im KZ ums Leben.

Im Oktober 2001 wurde das Bild auf Anraten des Kunstrückgabebeirats von der Republik Österreich an Alfred Noll, dem Anwalt der Erben nach Nora Stiasny, ausgefolgt – als Restitution, im Sinne des 1998 beschlossenen Rückgabegesetzes. Zu Unrecht, wie nun der „Kurier“ schrieb, unter Berufung auf Kulturminister Drozda. Denn „Apfelbaum II“ habe gar nicht Nora Stiasny gehört, sondern womöglich doch, was Czernin bestritten hatte, der Sammlerfamilie Lederer; es gebe auch kein Indiz dafür, dass es dieser Familie oder einem anderen Eigentümer in der NS-Zeit entzogen worden sei. Offenbar wurde es mit einem anderen Klimt-Bild („Rosen unter dem segengebeugten Apfelbaume“) verwechselt, das heute dem Pariser Musée d'Orsay gehört.

Die damalige Kulturministerin, Elisabeth Gehrer, die unter großem medialen Druck stand („Was wäre gewesen, wenn sie einer Beiratsempfehlung nicht Folge geleistet hätte?“, fragt auch der „Kurier“), habe „Apfelbaum II“ den Stiasny-Erben „schenkungsweise übereignet“, sagt Noll nun. Daher könne die Republik keine Ansprüche mehr stellen. Wo das Bild heute ist, ist unbekannt, sein Wert wird auf über 30 Millionen Euro geschätzt. (APA/tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2017)

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