Luxus für die Superreichen

Während die Stücke versteigert werden, zeigen Vorführdamen, wie der Schmuck am Körper aussieht.
Während die Stücke versteigert werden, zeigen Vorführdamen, wie der Schmuck am Körper aussieht.(c) Sidney Guillemin
  • Drucken

Im Juli übersiedelt das französische Auktionshaus Artcurial nach Monaco. Geboten werden Oldtimer, Uhren, Schmuck und Nobelmarken wie Hermès.

Das Fürstentum Monaco, die Stadt der Superreichen, ist die Sommerdependance des französischen Auktionshauses Artcurial. Die Julisonne heizt die Straßen und Gassen auf, doch es weht ein lindes Lüftchen. Seit 13 Jahren übersiedelt das Auktionshaus dann von seinem Stammsitz an den Pariser Champs-Elysées mit einer Mannschaft von rund 40 Mitarbeitern in das elitäre Hôtel Hermitage. Zwischen dem 17. und 19. Juli fand heuer die jährliche Monaco-Auktion statt, die sich neben Oldtimern ausschließlich feinstem Luxus und Sammlerstücken widmet: Schmuck, Uhren und Hermès Vintage.

Wettbewerb der Marktplätze. Monaco sei seit einigen Jahren zu einem wichtigen Auktionsmarkt geworden, sagt Nicolas Orlowski, Gründer und Generaldirektor der Artcurial Holding. „Heute geht es mehr um die Konkurrenz der Marktplätze, wie New York, London und Paris, als um den Wettbewerb zwischen den Auktionshäusern“, betont Orlowski. Und Monaco hole rasant auf. Orlowski erwarb die Marke Artcurial 2001 von der Kosmetikgruppe L'Oréal, die früher eine Buchhandlung mit Galerie betrieb. 2002 beschloss er die Gründung eines Auktionshauses und führte die Firmen der Auktionatoren Francis Briest, Hervé Poulain und Rémy Le Fur zusammen. François Tajan stieß 2005 dazu.

„Im Sommer ist Monaco interessant, weil es internationales Publikum anzieht“, sagt auch Louise Gréther, Direktorin des Büros in Monaco, das vor drei Jahren aufgesperrt hat. Bei den Auktionen hier werde nur die beste Ware von den bedeutendsten Marken angeboten. Dafür wird ein ganzes Jahr lang akquiriert, um ein entsprechendes Angebot zusammenzutragen. Während Artcurial in Paris in den Modeauktionen auch andere Marken anbietet, konzentriert man sich in Monaco ausschließlich auf Hermès. „Hier müssen wir ein Auge auf das Image haben“, so Gréther. In den Glasvitrinen steht eine ganze Armada an Vintage-Kelly- und Birkin-Bags, die exklusivste davon, eine Kelly-Bag mit einem Porträt von Prinzessin Gracia Patricia, die mit einer Schätzung von 80.000 bis 120.000 Euro angeboten und für 104.000 Euro verkauft wurde.

In den Prunkräumen des Hotels ist die Luxusware ausgestellt. Da glänzen Gold, Diamanten und andere Edelsteine und hoffen auf Interessenten. Die Experten stehen bereit, um umfangreich Auskunft über die edlen Stücke zu geben. Bei den eigentlichen Auktionen werden der Schmuck und die Uhren von zwei zierlichen Vorführdamen im Minutentakt dem Auktionspublikum am Körper präsentiert, während am Auktionspult Auktionator François Tajan behände den Hammer schwingt und im Hintergrund an der Projektionswand die Gebote nach oben klettern. Vier Stunden lang, ohne eine einzige Pause, schleust Tajan die Lose durch − nicht zuletzt auch ein körperlicher Kraftakt.

Bei den Uhren dominierten Rolex, Jaeger-LeCoultre, Cartier und Patek Philippe. Die höchsten Zuschläge erzielten eine Rolex Daytona „Panda“ mit 244.600 Euro sowie eine Rolex „Stelline August Maier“ mit 195.000 Euro. Bei den eleganten Damenuhren stieg eine Bulgari Serpenti, eine Mischung aus gewundenem, goldenen Armreif und Uhr, auf 37.700 Euro und übertraf damit den oberen Schätzwert von 20.000 Euro deutlich. Im Angebot befand sich eine Gruppe von Taschenuhren. Die teuerste war eine Pierre Gautrin, die für 31.200 Euro um fast den doppelten Schätzwert den Besitzer wechselte.

Auf die Uhren folgt der Schmuck, offeriert in zwei Auktionen mit insgesamt 557 Losen und einem Gesamtschätzwert von sechs Millionen Euro. Die Schätzung sollte richtig liegen, letztlich wurden 6,3 Millionen Euro mit Schmuck umgesetzt. Während einige Lose ihre Schätzungen deutlich übertreffen konnten, blieben auch viele Stücke unverkauft. Julie Valade, Direktorin des Schmucksegments, hat für die Auktion die klingendsten Namen zusammengetragen: Boucheron, Graff, Van Cleef & Arpels und natürlich Cartier. „In Monaco wird anderer Schmuck verkauft als beispielsweise in Paris. Hier wird auch noch großer Schmuck mit wertvollen Steinen getragen. In Paris traut sich niemand mit solchen Preziosen auf die Straße“, sagt Valade. In Paris ist charmanter, stylischer Schmuck gesucht, „hier ist es viel Blingbling“, schmunzelt die Schmuckexpertin. In Monaco finde im Juli generell ein Rendezvous für Schmuckkäufer und -sammler statt. Heuer habe sie einige Art-déco-Juwelen von Chaumet und Cartier im Angebot gehabt und auch eine Ballerinabrosche von Van Cleef & Arpels. „Es gibt explizite Ballerina-Sammler“, sagt Valade. Die Ballerinabrosche, die Valade heuer anbot, mit Diamanten, Rubinen und Türkis aus dem Jahr 1940, erzielte folgerichtig 197.480 Euro. Der obere Schätzpreis lag bei 80.000 Euro.

Zu den spektakulärsten Kostbarkeiten gehörten aber ein Paar Ohrringe mit Perlen und Diamanten, die von einem oberen Schätzwert von 60.000 Euro auf 685.500 Euro gingen, sowie eine Art-déco-Brosche von Cartier mit Perlen und Diamanten, die von 150.000 Euro auf 433.500 Euro stieg. Die Art-déco-Periode ist im Schmucksegment laut Valade die wichtigste. Bei Jugendstilschmuck ist auch Österreich stark. Entsprechend findet Artcurial-Österreich-Chefin Caroline Messensee immer wieder wichtige Schmuckstücke für die Auktionen.

Hinweis
Die Pressereise nach Monaco wurde vom Auktionshaus Artcurial bezahlt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.