Designmarkt im Aufwind

Für den Schreibtisch von Diego Giacometti erzielte das Dorotheum 2010 205.560 Euro. Das ist bis heute eines der teuersten Objekte.
Für den Schreibtisch von Diego Giacometti erzielte das Dorotheum 2010 205.560 Euro. Das ist bis heute eines der teuersten Objekte.(c) Dorotheum
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Die zehn höchsten Preise für Design erzielten 2017 die Giacometti-Brüder. Generell ist die Nachfrage nach Designobjekten stark gestiegen.

Der Markt für Design befindet sich gerade im Aufwind. Laut TEFAF Art Market Report betrug der Auktionsumsatz in den USA und in Europa mit Design 2016 343,6 Millionen Dollar. Der weltweite Auktionsmarkt, der auch Design und Schmuck inkludiert, belief sich auf 16,9 Milliarden Dollar.

Eine Studie der Online-Auktionssuchmaschine Barnebys wiederum besagt, dass sich der Designmarkt in den letzten sieben Jahren mehr als verdreifacht hat. Der Umsatz der 15 beliebtesten Designer sei zwischen 2009 und 2016 um 330 Prozent gestiegen. Darunter hätten viele Designer bereits sechsstellige Preise erreicht und seien damit auf einem Niveau mit Kunst. Bei näherer Betrachtung des Zahlenmaterials sieht man aber, dass nicht immer die Preise gestiegen sind, sondern sich der Umsatz aufgrund des größeren Angebots erhöht hat. Zweifellos steigt aber die Nachfrage nach Design.

Jüngere Käufergruppe. Diese Entwicklung sei von einem verstärkten Onlineangebot an Designobjekten unterstützt worden, sagt Christopher Barnekow, Chef von Barnebys, in dem Bericht. „Die Daten zeigen, dass Design eine bessere Investition ist als Kunst“, sagt er. Über das Onlineangebot werde eine jüngere Käufergruppe erreicht, für die Interior Design und hochwertige Möbel wichtiger geworden seien. Die Studie von Barnebys basiert auf 31 Millionen Auktionsergebnissen, die auch Daten der großen Häuser wie Sotheby's, Christie's und Phillips beinhalten.

Florent Jeanniard, Direktor der Designabteilung von Sotheby's Paris sieht das gestiegene Interesse für Design in einer Veränderung des Lebensstils begründet. „Es ist noch nicht so lang her, da haben Sammler nur Kunst gekauft. Jetzt interessieren sie sich auch für die Einrichtung“, sagt Jeanniard in einem Gespräch mit „The Art Newspaper“.

Sotheby's ließ zuletzt im Mai mit einem gewagten Angebot eines Bücherschrankes von Diego Giacometti aufhorchen, das das Auktionshaus bei der Abendauktion für Impressionismus und Moderne in New York platzierte. Der Plan ging auf. Das für den Verleger Marc Barbezat entworfene Möbel erzielte einen Zuschlag von 5,4 Millionen Dollar und damit einen neuen Rekordpreis für den Designer.

Überhaupt steht der Name Giacometti hoch im Kurs. Sotheby's widmete ebenfalls im Mai eine ganze Designauktion den Giacometti-Brüdern. Diego Giacometti war als Designer und Bildhauer bekannt, sein Bruder Alberto allerdings ist vor allem für seine charakteristischen Skulpturen weltberühmt. Doch auch von ihm gibt es Designentwürfe, die gelegentlich auf den Markt kommen. Die Auktion war ein Erfolg, konnten doch sämtliche Lose verkauft werden und 90 Prozent davon über den Schätzpreisen.

Im März versteigerte Christie's in Paris 22 Werke der Brüder Giacometti aus der Sammlung des französischen Modeschöpfers Hubert de Givenchy. Somit behaupten die Giacomettis die zehn höchsten Preise, die heuer für Designobjekte bei Auktionen erzielt wurden, für sich. Auch das Wiener Dorotheum erzielte mit Diego Giacometti einen der höchsten Preise in der Sparte Design.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2017)

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