Emil Nolde: Der tiefe Fall des Lieblingsmalers

Emil Noldes undatiertes Aquarell „Herrin und Fremdling“ diente ihm vermutlich als Vorlage für sein Gemälde „Nordische Menschen“ (1938). Es ist derzeit im Museum im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen.
Emil Noldes undatiertes Aquarell „Herrin und Fremdling“ diente ihm vermutlich als Vorlage für sein Gemälde „Nordische Menschen“ (1938). Es ist derzeit im Museum im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen.(c) Nolde Stiftung
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Eine Ausstellung in Berlin zeigt: Der Expressionist Emil Nolde war ein viel schlimmerer Nazi und Antisemit als bisher bekannt. Dass auch andere Brücke-Maler keine ideologisch saubere Weste hatten, ist Thema einer zweiten Schau.

Am Eingang zum Berliner Brücke-Museum sagt ein Besucher: „Mit seinen prächtigen Farben hat er uns alle geblendet.“ Gemeint ist Emil Nolde. Der Fall des deutschen Expressionisten wühlt die deutsche Kulturnation auf. Er ist allerorts Thema, seit eine am Freitag eröffnete Ausstellung Nolde (1867–1956) als glühenden Nationalsozialisten und unbelehrbaren Rassisten entlarvt. Ein Jahr lang (1906-1907) zählte auch Nolde zur Brücke-Gruppe, zu den jungen Wilden des deutschen Expressionismus. Im Brücke-Museum wagt man nun ergänzend zu der Nolde-Schau im Hamburger Bahnhof einen differenzierten Blick auf weitere Künstler der Brücke-Gruppe in der Zeit des Nationalsozialismus, vor allem auf Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein.

Wie bei Nolde dominierte lang der Blick auf ihre Verfemung durch das Regime. Tausende Werke waren beschlagnahmt und teils als „entartete Kunst“ in Wanderausstellungen diffamiert worden. Das Publikum sollte sie verhöhnen – und tat das auch. Doch die Zeit der Brücke-Mitglieder im Dritten Reich erschöpft sich eben nicht in dieser großen Demütigung. Das Bild ist vielschichtiger, wenn auch nicht braun wie bei Nolde.

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