Der Erfinder der „Landesausstellung“

Zum Tod des bedeutenden Kunsthistorikers Rupert Feuchtmüller.

Die „Kunst in Österreich“ hatte einen Namen: Rupert Feuchtmüller, Autor der gleichnamigen Publikationsreihe, die, 1945 beginnend, zum ersten mehrbändigen Kompendium der Kunstgeschichte dieses Landes wurde. Feuchtmüllers zielstrebiger Einsatz für die österreichische Kultur ist längst legendär. Er begann symptomatischerweise unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Ab 1946 engagierte sich der damals 26-jährige Kunsthistoriker im Niederösterreichischen Landesmuseum und übernahm in den Siebzigerjahren auch die Leitung des Dom- und Diözesanmuseums in Wien. Für die Kunstszene der Bundeshauptstadt erwies sich Feuchtmüllers Idee der Errichtung eines „Kunstforums“ unter den Fittichen der damaligen Länderbank als fruchtbar – die Institution ist aus dem Wiener Kulturleben nicht mehr wegzudenken.

Spektakulär – und nicht nur in Sachen Kunstvermittlung bahnbrechend – war Feuchtmüllers „Erfindung“ der „Landesausstellungen“, die bereits 1960 mit der Melker Barock-Schau einen weithin beachteten Höhepunkt erreichten und in der Folge manchem Baudenkmal die dauerhafte Wiederherstellung sicherte.

Feuchtmüllers konservatorische Taten sind unschätzbar, manches prachtvolle Gebäude der Salzburger Innenstadt verdankt ihm die Rettung. Die Schallaburg und das zum Freimaurermuseum umgestaltete Schloss Rosenau wurden zu niederösterreichischen Kulturzentren. Der feinsinnige Biograf sorgte sich um die Aufarbeitung des Schaffens von Meistern wie Johann Martin Schmid, Gauermann, Waldmüller oder Maria Egner. Rupert Feuchtmüller starb 90-jährig in Wien. sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2010)

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