Völkerkundemuseum: Direktor Feest tritt zurück

Voelkerkundemuseum Direktor Feest tritt
Voelkerkundemuseum Direktor Feest tritt(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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"Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums" bewegten Völkerkunde-Museum Christian Feest zum Rücktritt. Der Hintergrund: Die Pläne für eine Zusammenlegung mit dem Volkskunde-Museum.

Erste personelle Konsequenzen in der Diskussion um das "Museum Neu": Der Direktor des Völkerkunde-Museums, Christian Feest, ist zurückgetreten. Er bestätigte ensprechende Medienberichte gegenüber der APA. Feest habe seinen Vertrag "einvernehmlich aufgelöst". Der Grund: "Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums". Die Generaldirektorin der übergeordneten wissenschaftlichen Anstalt des Kunsthistorischen Museums (KHM), Sabine Haag, erklärte, sie selbst werde nun interimistisch die Leitungsfunktion übernehmen. "Sehr bald" soll die Stelle neu ausgeschrieben werden.

Nicht unabhängig, sondern Teil des KHM

Erst vor zwei Tagen war bekannt geworden, dass das Kulturministerium den Wünschen der beiden Museen für Völkerkunde und Volkskunde, gemeinsam ein selbstständiges Bundesmuseum zu bilden, eine Absage erteilt hatte: Stattdessen sollte die Fusion unter dem Dach des KHM stattfinden.

Die Belegschaft im Völkerkundemuseum reagierte mit Enttäuschung. "Ich stehe zwischen den Seiten", so Feest. "Ich bin dem Dienstgeber verpflichtet, das ist das KHM, und ich bin der Belegschaft verpflichtet." Nachdem er sich lange intensiv eingebracht habe, "will ich mich damit nicht mehr belasten. Das ist nicht mehr mein Thema. Das müssen andere entscheiden."

"Ich gebe nicht auf, ich mache etwas anderes"

Mit der Generaldirektion des KHM sei er "in wechselseitigem Respekt, auch vor der Unterschiedlichkeit der Auffassungen," geschieden. Ob er also aufgegeben habe? "Ich gebe nicht auf, ich mache etwas anderes."

Haag betonte unterdessen, dass die Frage nach der Struktur des "Museum Neu" "noch nicht definitiv entschieden" sei: "Es wird weitere Gespräche geben. Das ist einfach ein Prozess, der seine Zeit braucht." Innerhalb des KHM-Komplexes sei eine "sehr konstruktive" Diskussion im Gange, die darauf abzielt, "die Positiva des Zusammenschlusses auch weiterzunutzen" und sich "von den Dingen, die sich als weniger sinnvoll herausgestellt haben, zu verabschieden".

Rücktritt für Haag überraschend

Der Ausstieg Feests sei zu diesem Zeitpunkt daher auch für sie selbst überraschend gekommen. Sie respektiere aber, dass er "durch seine unterschiedliche Auffassung nicht das Projekt, an das er glaubt, gefährdet sehen wollte". Der 65-jährige Kultur- und Sozialanthropologe sei zudem "ein international sehr beschäftigter und renommierter Kollege", so Haag.

"Das Konzept für das 'Museum Neu' ist innovativ, etwas ganz ganz Neues für Österreich und alle Involvierten haben dem die entsprechende Bedeutung beigemessen", daher solle auch die neu zu bestellende Leitung "voll inhaltlich dahinter stehen", betonte die Generaldirektorin.

Ob die neue Leitung auch hinter dem Wunsch nach Unabhängigkeit vom KHM stehen dürfe? In dieser Diskussion sei es bei der Bestellung wesentlich, "möglichst transparent zu arbeiten" und "vorsichtig abzuwägen", erklärte Haag. "Ich halte es für ganz wichtig, dass an der Spitze ein Experte aus dem Fachbereich des Museums, also der Kultur- und Sozialanthropologie steht." Gesucht wird "die bestmögliche Person für das 'Museum Neu'".

Grüne: Wie bei Tibet und China

Mit Empörung reagierte unterdessen der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl auf die jüngsten Entwicklungen: "Ein vergleichsweise kleines Museum kämpft um seine Unabhängigkeit und wird von seinem übermächtigen Nachbarn einfach überrollt, und der Direktor muss gehen", so Zinggl. Das erinnere ihn "an das Verhältnis zwischen Tibet und China". Kulturministerin Claudia Schmied und KHM-Direktorin Sabine Haag hätten "offensichtlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Direktor des Völkerkundemuseums unverblümt zum Rücktritt gedrängt", glaubt der Kultursprecher. Dabei habe Feest "nichts weiter getan, als die legitimen Interessen seines Hauses vertreten".

(APA)

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