MAK-Direktor Peter Noever: Rücktritt und Strafanzeige

(c) REUTERS (LISI NIESNER)
  • Drucken

Nach Kritik an privaten Feiern im Museum für angewandte Kunst hat dessen Direktor Peter Noever seinen Rücktritt erklärt. Das Kuratorium erstattet Strafanzeige. Vor allem die Grünen brachten ihn in Bedrängnis.

Damit hatte keiner gerechnet: Am Mittwoch trat Peter Noever, der langjähriger Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien, mit sofortiger Wirkung zurück. „Im Zuge der Veranstaltungen im MAK rund um den Geburtstag meiner Mutter sind über Bereitstellung der Räumlichkeiten bzw. angefallene Überstunden auch zusätzliche Aufwendungen entstanden, die vom MAK getragen wurden. Ich habe dies dem Vorsitzenden des Kuratoriums mitgeteilt und mich gleichzeitig verpflichtet, den gesamten daraus resultierenden Betrag abzudecken. In diesem Zusammenhang habe ich Fehler gemacht, für die ich allein verantwortlich bin", erklärte Noever in einer Aussendung.

Das MAK-Kuratorium hatte für Mittwoch eine Sitzung einberufen, um sich mit einem Bericht von „PricewaterhouseCoopers" (PwC) zu beschäftigen: Die Wirtschaftsprüfer waren im Zusammenhang mit Noevers Feiern „auf Unregelmäßigkeiten bei den Modalitäten der Verrechnung" der Cateringkosten gestoßen, heißt es. Zwar sei dem Museum „so weit es bisher festzustellen war" kein wirtschaftlicher Schaden entstanden - Noever will sämtliche finanziellen Schäden ersetzen -, das Kuratorium wird aber Strafanzeige erstatten. PwC wurde mit einer „vertiefenden Prüfung" beauftragt, „um eventuellen weiteren Unregelmäßigkeiten nachzugehen". Es gebe mit Noever keine Vertrauensbasis mehr, so Kuratoriumsvorsitzender Andreas Treichl. Er dankte Noever, dass er den Ruf des MAK „weit über die Grenzen Österreichs hinaus auf- und ausgebaut hat", zeigte sich aber vom abrupten Ende von dessen Amtszeit und der Vermischung von privaten Angelegenheiten mit seiner Funktion als Direktor „bestürzt".

Kritik - und „Respekt" - von den Grünen

Noevers Vertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen. Kulturministerin Claudia Schmied hat ihn nicht verlängert. Die Kritik an den privaten Feierlichkeiten wog schon vor der PwC-Prüfung zu schwer, da half auch nichts, dass Noever sich bis zuletzt als Retter des MAK inszenierte und noch bei der Jahrespressekonferenz Anfang Februar gemeint hatte, er habe vor 25 Jahren ein „verschlafenes Museum" vorgefunden, das er in ein lebendiges Haus umgewandelt habe. Da verteidigte er die Feste im MAK noch als „wichtige Kontaktplattform" zu Künstlern und Sponsoren.

Vor allem die Grünen brachten Noever deswegen in Bedrängnis: Im Oktober forderten sie im Zug einer parlamentarischen Anfrage Auskunft. Wie oft und wann Peter Noever das Geburtstagsfest für seine Mutter in den Räumlichkeiten des MAK veranstaltet habe? Ob für die Feste Saalmiete verrechnet wurde? Wer die Erstellung der Website www.peternoever.at bezahlt habe?

Unangenehme Fragen - auch für Schmied, die im November entschied, den auslaufenden Vertrag des MAK-Direktors nicht zu verlängern. Der Vorwurf der „Verschwendung", wie es die Grünen formulierten, stand im Raum. Damit war der wortgewaltige Egomane und Visionär, der als radikaler Utopist gilt, angezählt.

„Ende der Feudalherren"

Nun hat er die Flucht nach vorn angetreten - und erntet dafür „Respekt" des Kultursprechers der Grünen, Wolfgang Zinggl: „Noever hat auf in Österreich unübliche Art und Weise die Konsequenzen aus seinem Verhalten gezogen." Die von den Grünen veranlasste Prüfung durch den Rechnungshof habe Noevers Rückzug beschleunigt, mein Zinggl, der das „Ende der Feudalherren in den Bundesmuseen" nahen sieht.

Ein Vierteljahrhundert war Noever Direktor des Museums - sein Abgang ist das unrühmliche Ende einer Ära. Mit einem Paukenschlag, was zu ihm passt. Denn üblich sind Museumsdirektorenrücktritte in Österreich nicht - zuletzt hat Lorand Hegy diesen Schritt getan. Er jedoch aus Protest.

>> Porträt Peter Noever

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

MAK-DIREKTOR PETER NOEVER
Kunst

Porträt: Ein Kämpfer für Gegenwartskunst

Seit 1986 amtierte Peter Noever als MAK-Direktor, nun trat er zurück. Am Beginn seiner Zeit im MAK stand die völlige Neupositionierung des Museums, heftige Vorwürfe begleiteten das Ende seiner Ära.
MAK-Direktor Peter Noever tritt zurück
Kunst

MAK-Direktor Peter Noever tritt zurück

Der Direktor der Museums für Angewandte Kunst Wien tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Grund sind Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Abrechnungen. Seine Vertrag wäre Ende 2011 ausgelaufen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.