Fälscher-Skandal weitet sich auf Sprengel-Museum aus

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FaelscherSkandal weitet sich SprengelMuseum(c) APA (DPA/A3464 Rainer Jensen)
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Auch das Sprengel-Museum ist offenbar jener Fälscherbande aufgesessen, die derzeit in Köln vor Gericht steht. Das Museum hatte das unechte Gemälde erst im vergangenen Jahr angekauft.

Der wohl größte Fälscherskandal der Nachkriegszeit weitet sich aus: Im Sprengel-Museum in Hannover ist ein Gemälde des Expressionisten Heinrich Campendonk (1889-1957) als Fälschung entlarvt worden. "Ein bedauerlicher Verlust", sagte Museumsdirektor Ulrich Krempel am Freitag. Verantwortlich soll dieselbe Fälscherbande sein, die sich zurzeit in einem spektakulären Prozess in Köln verantworten muss. Dem Betrügerquartett werden bereits andere Campendonk-Fälschungen angelastet.

Es habe nicht den geringsten Anlass gegeben, an der Echtheit zu zweifeln, so der Museumsdirektor. Das Bild sei seit 1989 im Werkverzeichnis Campendonks aufgeführt. "Der Sohn des Künstlers hat das Bild noch gesehen." Eine chemische Laboranalyse habe nun aber eindeutig ergeben, dass es unmöglich von Campendonk stammen könne. Krempel bestritt, dass man auf die Fälschung hereingefallen sei, nachdem die Bande bereits aufgeflogen war. "Es war praktisch zeitgleich." Als das Bild der Öffentlichkeit präsentiert wurde, habe man gerade den ersten Zeitungsartikel dazu lesen können.

Für eine Million Euro gekauft

Die Fritz-Behrens-Stiftung aus Hannover hatte "Die Katze in Berglandschaft" erst im Juni vergangenen Jahres von der Münchener Galerie Thomas für eine Million Euro erstanden und dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Sie will den Kauf nun rückabwickeln.

Galerie-Inhaber Raimund Thomas erklärte sich am Freitag bereit, das Bild zum Verkaufspreis zurückzunehmen. Am Ende werde er wohl der Hauptgeschädigte sein, sagte er, denn der New Yorker Galerist, von dem er wiederum das Bild gekauft habe, lebe nicht mehr. Thomas sagte, es habe zum Zeitpunkt des Verkaufs keinerlei Hinweise auf die Fälschergruppe und ihre besondere Methode gegeben. Campendonks Werk umfasse immerhin 1280 Arbeiten.

Betrügerquartett narrte Kunstwelt

Das in Köln vor Gericht stehende Betrügerquartett soll die gesamte Kunstwelt einschließlich der namhaftesten Experten und großen Auktionshäuser viele Jahre lang übers Ohr gehauen haben. Die angeblichen Meisterwerke wurden nach Erkenntnissen der Kölner Staatsanwaltschaft sehr detailgetreu gefälscht. Dafür soll der "künstlerisch versierte" Wolfgang B. verantwortlich gewesen sein. Sollte auch die Hannoveraner Fälschung auf ihn zurückgehen, wäre dies wohl eines seiner "Frühwerke", da es schon seit den 80er Jahren dokumentiert ist. Mit B. angeklagt sind seine Frau, seine Schwester und der mutmaßliche Cheflogistiker der Fälschertruppe, Otto S.

Den vier Angeklagten wird vorgeworfen, nahezu 50 Werke von Avantgarde-Künstlern des beginnenden 20. Jahrhunderts wie Max Ernst und Max Pechstein gefälscht zu haben. Damit sollen sie fast 16 Millionen Euro kassiert und sich einen luxuriösen Lebensstil geleistet haben.

(Ag.)

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