Peter Weiser: Abschied von einem vielseitigen Kulturbürger

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Peter Weiser ist 86-jährig gestorben. Er hat nicht nur das Wiener Konzerthaus als Generalsekretär geprägt. Weiser, geboren in Mödling, war vielseitig, im besten Sinn „a man for all seasons“, wie der Brite sagt.

„Unterrichtsminister“, soll Peter Weiser als Jüngling seinem Onkel auf die bange Frage, was er denn werden wollte, geantwortet haben. Nun, das ist er nicht geworden, aber sonst sehr viel. Er war Theaterkritiker (bei der „Furche“ und beim „Kurier“) und Radioredakteur (beim Sender „Rot-Weiß-Rot“), Generalsekretär des Konzerthauses und Leiter der Energieverwertungsagentur, er übersetzte Leonard Bernstein und bearbeitete Nestroy, er koordinierte das Mozartjahr 1991 und die Millenniumsfeier 1996, er hatte die Idee, Musikfilme auf dem Rathausplatz zu zeigen . . .

Peter Weiser war vielseitig, im besten Sinn „a man for all seasons“, wie der Brite sagt. Erzogen im Kollegium Kalksburg, hat er sich bemüht, die Werte, die man ihm dort beibrachte, in allen Ämtern zu leben, nach dem Motto, das ihm der Pater Hugo Montjoye 1938, bei der letzten Beichte, bevor Kalksburg von den Nazis geschlossen wurde, zugesteckt hatte: „Der wahre Christ gehorcht keinem weltlichen Machthaber, sondern nur dem Gefühl seiner Pflicht.“

Weiser, geboren in Mödling, aus großbürgerlichem Haus und bis 1982 Mitglied der ÖVP, „konnte“ auch mit SPÖ-Politikern, mit Androsch etwa oder mit Kreisky, der ihn zur Energieverwertungsagentur überredete. In seiner Offenheit verkörperte er den Geist der Zweiten Republik, die Geschichte von den beiden politischen Lagern, die gelernt haben, einander zu respektieren.

Pioniertage im „Radio Rot-Weiß-Rot“

Als eine zweite „Erziehungsanstalt“ nannte Weiser das Café Raimund, wo er in der ersten Nachkriegszeit, als sein Onkel sich noch Sorgen machen musste, am Tisch Hans Weigels saß und auf dessen Bitte seine Eltern überredete, junge Künstler wie Kurt Absolon zu fördern. Ingeborg Bachmann lernte er kennen, als sie noch Sekretärin beim „Radio Rot-Weiß-Rot“ war, wo sie in der Mittagspause mit Weigel, Jörg Mauthe und ihm die Radiofamilie „Familie Floriani“ erfand. Weiser sollte viel später in seinem Leben kurz zum Radio zurückkommen: 1993 schickte ihn die Stadt Wien in die Regionalradiobehörde. Er werde dort gegen „die Angst vor dem Niveau“ kämpfen, erklärte er der „Presse“, er hat nie öffentlich geklagt, aber die Kommerzradiorealität hat ihn wohl enttäuscht.

Für Musikfreunde bleibt Weiser freilich besonders als Generalsekretär der Konzerthausgesellschaft in Erinnerung: Von 1961 an prägte er das Haus 16 Jahre lang. Besonders stolz war er auf sein erfolgreiches Drängen auf eine Mahler-Renaissance in Wien, 1967 gewann er Leonard Bernstein als Dirigenten für ein Mahler-Fest, dann als Pianisten für die „Wunderhornlieder“ mit Christa Ludwig und Walter Berry. „Ich kam mir vor ein Bub vor dem Christbaum, der nicht weiß, woher die Geschenke kommen“, schrieb er über diesen Abend in seiner berührenden Autobiografie „Wien stark bewölkt“. „In Hochachtung und Dankbarkeit“, so ein Einlagezettel im Programmheft des Konzerts mit Müller-Brachmann, gedachte das Konzerthaus am Montag seines langjährigen Generalsekretärs, etliche Wiener Institutionen und Menschen können sich aufrichtig diesem Dank anschließen. tk

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.