Vorwurf des Rassismus an Walser, Grass

Martin Walser
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Diese heftige Kritik äußerte Friedman in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Martin Walser reagierte mit der Androhung einer Beleidigungsklage gegen Michel Friedman.

„Früher hat der Spießbürger seinen Rassismus und Antisemitismus in verrauchten Hinterzimmern ausgetobt“, sagt Michel Friedman. „Mittlerweile macht er das beim Champagner-Empfang oder verfasst – wie Martin Walser und Günter Grass – Pamphlete in Rede- oder Gedichtform.“

Diese heftige Kritik äußerte der für seine provokativen Thesen bekannte Friedman in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er diagnostiziert eine „Enthemmung in der Mitte der Gesellschaft“. In den letzten 20Jahren sei es „in Deutschland nicht besser, sondern schlechter geworden“, Rassisten und Antisemiten agierten heute „unverschämter“, meint er, „sie sind lauter und sichtbarer“. Friedman lobt das Engagement von Künstlern wie Wolfgang Niedecken von der Rockband BAP gegen Rechtsextremismus und ausländerfeindliche Übergriffe. Klar sei aber auch: „Alle Konzerte dieser Welt ersetzen nicht die persönliche und direkte Abwehr des millionenfachen, kleinen Alltagsrassismus.“

Günter Grass wurde in letzter Zeit öfters Neigung zum Antisemitismus vorgeworfen: Auslöser war sein am 4.April in der Süddeutschen Zeitung publiziertes Gedicht „Was gesagt werden muss“, in dem er u.a. dem Staat Israel vorwarf, das iranische Volk „auslöschen“ zu wollen. In einem im September veröffentlichten Gedicht pries er dann den wegen Spionage zu einer Haftstrafe von 18 Jahren verurteilten israelischen Nukleartechniker Mordechai Vanunu als „Held unserer Tage“.

Walser: Scharfe Replik

Walser wurde bereits 1998 vom Zentralrat der Juden kritisiert, als er bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels gegen „Instrumentalisierung des Holocaust“ plädierte. 2002, nach Erscheinen seines Romans „Tod eines Kritikers“, wurde ihm u.a. von Marcel Reich-Ranicki „Spiel mit antisemitischen Klischees“ vorgeworfen. Die Vorwürfe Friedmans hat er nun scharf zurückgewiesen: „Ich kann mir überhaupt nicht denken, worauf sich Herr Friedmann bezieht. Ich habe niemals ein Pamphlet oder Gedicht zu diesem Thema verfasst“, sagte er der Nachrichtenagentur DPA. „Sollte er das nicht widerrufen, werde ich ihn wegen Beleidigung verklagen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2012)

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