Kleine Henderl: Kinderbuchreihe auf Österreichisch

Hendln statt Huehnchen Kinderbuchreihe
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Die Hühnerabenteuer "Les P'Tites Poules" erscheinen in österreichischem Deutsch. Eine Ausnahme in den Bücherregalen, Kinderbücher sind konsequent am bundesdeutschen Markt orientiert.

In Frankreich sind von der Bücherserie "Les P'Tites Poules" von Christian Jolibois und Illustrator Christian Heinrich 1,2 Mio. Exemplare verkauft worden. Jetzt kommen die Abenteuer von Hühner-Mama Carmela, Hühner-Papa Pitikok und ihren Kindern Carmelito und Carmen auch auf Deutsch in die Buchhandlungen. Das Besondere an den Ausgaben des neu gegründeten Ringelspiel Verlags von Christian Suppan: Es gibt verschiedene Ausgaben für Deutschland und Österreich, um, wie der Verleger betont, "den sprachlichen Unterschieden gerecht zu werden".

Und so landen in österreichischen Bücherregalen "Die kleinen Henderln" anstelle der "Kleinen Hühnchen" der Deutschland-Ausgabe. Überhaupt wimmelt es in der österreichischen Version von landestypischen Ausdrücken: Da ist die Rede von fuzikleinen und von grantigen Hendln oder von Schmähtandlern, und Calmelito und Carmen spielen mit ihren Freunden Adrihenn, Dschingis-Hahn, Florihahn, Grobihan, Maximilihahn und Vivihenn Pfitschigockerln und "Einmal der Gickl, einmal der Gockl".

Erhaltung von sprachlicher Diversität

Er wolle "einen persönlichen Beitrag zur Erhaltung von sprachlicher und damit kultureller Diversität" leisten, begründet Suppan diese "aufwendige Doppelgleisigkeit". Da speziell Kinderbücher konsequent am bundesdeutschen Markt orientiert seien, würden darin "alle Anzeichen einer österreichischen Herkunft selbst bei verdienten österreichischen Autorinnen und Autoren tunlichst vermieden", beklagt Suppan. Die Folge laut dem Verleger: Werden die Bücher in Österreich vorgelesen, werden sie spontan an das österreichische Deutsch angepasst.

"Gütesiegel Österreichisches Deutsch"

Rudolf Muhr, Leiter der Forschungsstelle österreichisches Deutsch an der Uni Graz, sieht ebenfalls massiven Bedarf nach Kinderbüchern in der österreichischen Varietät des Deutschen. Immerhin sei die "Übersetzung" manchmal so komplex, dass Vorleser sich neue Geschichten überlegen müssten, kritisiert er. Mit einem eigenen "Gütesiegel Österreichisches Deutsch", das bisher neben der Reihe aus dem Ringelspiel Verlag auch an "Das große Wimmelwörterbuch" aus dem Breitschopfverlag vergeben wurde, will er Eltern künftig Orientierungshilfe bieten.

Gleichzeitig kritisiert Muhr heftig, dass eine solche Initiative überhaupt notwendig ist: "Es ist eigentlich ein Witz, wenn ein Land wie Österreich nicht in der Lage ist, Kinderbücher in der eigenen Sprache zu erstellen." Für ihn ist es eine Frage des politischen und sozialen Willens und die geringe Größe des Landes kein Gegenargument: Immerhin seien Slowenien oder die baltischen Staaten noch kleiner. "Wenn ich zu meiner Sprache und Kultur stehe, dann kostet das halt etwas."

"Minderwertigkeitsgefühl" der Österreicher

Derzeit gebe es nur wenige Kinderbuchverlage in Österreich, die meist wegen der geringen Gewinnmargen für den gesamten deutschsprachigen Markt produzieren. Gleichzeitig würden österreichische Produkte am heimischen Markt durch den Kostendruck verdrängt. Dazu komme ein gewisses "Minderwertigkeitsgefühl" der Österreicher in Bezug auf ihre Sprache, sodaß auch aus Prestigegründen bundesdeutsches Deutsch verwendet werde. "Die Idee, dass das österreichische Deutsch eigene Normen hat, geht nicht in die Köpfe rein", beklagt Muhr.

In Frankreich läuft die Serie "Les P'Tites Poules" bereits seit 2001 und wurde in zahlreiche Sprachen - von Spanisch über Arabisch bis Chinesisch und Koreanisch - übersetzt. Auf Bundes- bzw. österreichisches Deutsch liegen nun die Bände "Ein kleines Henderl will das Meer sehen", "Ein Hendlhof in den Sternen", "Wenn mein kleiner Bruder auf die Welt kommt" und "Um Gockels Willen! Irgendwer hat die Sonne gestohlen!" vor. Vertiefende Informationen zu darin vorkommenden historischen Persönlichkeiten wie Christoph Columbus, Galileo Galilei und den Brüdern Montgolfier liefert Suppan auf einer dafür eingerichteten Facebook-Seite.

Die Buchserie

"Die kleinen Hendln" von Christian Jolibois, illustriert von Christian Heinrich, übersetzt aus dem Französischen von Martina Ebmer. Ringelspiel Verlag, jeweils 48 S., 8,90 Euro, Bisher erschienen: "Ein kleines Henderl will das Meer sehen", "Ein Hendlhof in den Sternen", "Wenn mein kleiner Bruder auf die Welt kommt" und "Um Gockels Willen! Irgendwer hat die Sonne gestohlen!")

(APA)

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