2013: Das Jahr, in dem wir Englisch lesen

2013 Jahr Englisch lesen
2013 Jahr Englisch lesen(c) Reuters (LUKE MACGREGOR)
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Hilary Mantel, Tom Wolfe, David Guterson, dazu einige noch nicht so bekannte Namen: Das ist das Rezept für feine Belletristik anno 2013, mit einer deutlich angloamerikanischen Note.

So eine Aufstellung hat natürlich den einen oder anderen Schönheitsfehler. Der eine ist, dass es immer etwas Anmaßendes hat, den Leuten zu sagen, auf welche Bücher sie sich im nächsten Jahr freuen sollen. Der andere ist, dass die Auswahl unweigerlich persönlich gefärbt ist. Aber nachdem der eine wie auch der andere Schönheitsfehler grundsätzlich für jede Buchkritik gilt, darf man sich ruhig trauen. Und sagen, dass 2013 das Jahr wird, in dem wir Englisch lesen werden.

Wer der Sprache ausreichend mächtig ist, um problemlos auf Englisch zu lesen, hat ein fettes Jahr vor sich. Wer nicht, kann sich auf die vielen feinen Übersetzungen freuen, die aus dem angloamerikanischen Raum zu uns kommen. Denn sowohl die USA als auch Großbritannien liefern einige wahre literarische Leckerbissen.

Aus Amerika kommt, sozusagen als literarische Speerspitze, im Jänner ein neuer Tom Wolfe, „Back to Blood“ (Jänner), angeblich das „Fegefeuer der Eitelkeiten für das 21.Jahrhundert“. Auf der Welle der Krisenliteratur reitet Nathaniel Rich mit „Schlechte Aussichten“ (April, Klett-Cotta). David Guterson, Autor von „Schnee, der auf Zedern fällt“, liefert seine bewährte Mischung aus Beschaulich-Geheimnisvollem ab, mit „Der andere“, einem Roman über zwei Freunde (Februar, Hoffmann und Campe).

Aus dem näher gelegenen englischsprachigen Ausland kommt Feines von Hilary Mantel – der Schriftstellerin, die England derzeit so verkörpert wie sonst keine. Mantel beherrscht den Dreh, die Historie auszuschlachten und nach einem neuen Rezept zuzubereiten. Das Ergebnis ist köstlich, da sind sich auch die Kritiker einig. Nach „Wölfe“ erhielt Mantel jetzt für die Fortsetzung „Falken“ (Originaltitel: „Bringing up the Bodies“) zum zweiten Mal den Man Booker Prize. Im Februar erscheint „Falken“ bei Dumont.

Liebe, Ehe, Kinder. Weitere vielversprechende Bücher aus dem angloamerikanischen Sprachraum: „Bevor sie mich liebte“ von Eleanor Dymott, die Geschichte einer mysteriösen Ehe (Kain & Aber, Mai), „Wo Milch und Honig fließen“ von Grace McCleen, über ein Kind, das vor der Strenggläubigkeit seines Vater in seine eigene Welt flüchtet (DVA, März), „Gold“ von Chris Cleaver, über die Welt weiblicher Radprofis (dtv, April). Flotteres von der Insel liefert Sam Byers mit „Idiopathie – Ein Roman über Liebe, Narzissmus und kranke Kühe“ (Klett-Cotta, Mai): eine jener coolen Geschichten für Endzwanziger bis Mittdreißiger, die in keiner Verlagsliste mehr fehlen dürfen.


Dreißig- und Vierzigjährige. Was uns nahtlos nach Österreich bringt. Denn auch hier schreiben zunehmend die Männer über die Probleme der „Thirtysomethings“ – wie Peter Truschnerin „Das fünfunddreißigste Jahr“ (Zsolnay, Februar). So mancher 40-Jährige dürfte sich in „Nirwana“ von Johannes Gelich wiederfinden, der seine Antriebslosigkeit durch Aussteigertum maskiert (Haymon, Februar). Ebenfalls bei Haymon erscheint die Fortsetzung der Turrini-Bücher von Franz Friedrich Altmann, „Turrinis Jagd“ (März). Doris Knecht schreibt ebenfalls wieder, diesmal „Besser“ (Rowohlt, März). Ebenso wie Gabriel Barylli: „Der Brief eines Vaters an seinen Sohn“ (Styria, Februar). Interessant könnte auch „Der Staubleser“ des Österreichers Josef Brainin werden, ein Roman über Restitution und Versöhnung, Raubkunst und Liebe (Braumüller, März).

Aber auch andere Länder haben gute Romane. Neugierig darf man wohl auf „Bonita Avenue“ von Peter Buwalda sein, mehr als ein Jahr in den Niederlanden auf der Bestsellerliste: ein Roman über das Auseinanderbrechen einer Patchwork-Familie (Rowohlt, März). Der deutsche Autor Torsten Schulz legt mit „Nilowsky“ eine Romanfigur vor, die anders spricht und denkt als die Menschen um ihn herum (Klett-Cotta, Februar).

Die norwegische Autorin Linn Ullmann hat mit „Das Verschwiegene“ einen Familienroman geschrieben (Luchterhand, April). Und in Afrika spielen die berührenden Geschichten, die ein Mann namens „Zerbrochenes Glas“ erzählt. Aufgeschrieben hat sie der Autor Alain Mabanckou(Liebeskind, Februar).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2012)

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