Kinderbuchautor Otfried Preußler ist tot

Kinderbuchautor Otfried Preussler
Kinderbuchautor Otfried Preussler(c) APA (DPA/Ursula Düren)
  • Drucken

Der Schöpfer von "Die kleine Hexe" und "Räuber Hotzenplotz" ist tot: Otfried Preußler starb am 18. Februar, wie der Verlag des Autors bestätigt.

Der Kinderbuchautor Otfried Preußler ist tot. Der 89-Jährige sei am Montag, dem 18. Februar, in Priem am Chiemsee gestorben, bestätigte der Stuttgarter Thienemann Verlag, der Preußlers Bücher verlegt.

Jüngst war Preußler in die Schlagzeilen gekommen, weil die Sprache seiner Kinderbücher modernisiert wurde und diskriminierende Begriffe wie "Negerlein" und "Neger" ersetzt wurden. Der Autor hatte sich gegen diese Änderungen lange gewehrt.

32 Werke für Kinder und Jugendliche

Preußler schrieb sich mit Büchern wie "Die kleine Hexe", der "Kleine Wassermann", das "Kleine Gespenst" und "Räuber Hotzenplotz" in die Herzen der jungen Leserschaft.

Seine 32 Werke, zu denen neben den Kinderbüchern auch Werke für Jugendliche wie "Krabat" gehören, wurden in insgesamt 55 Sprachen übersetzt. Die Gesamtauflage übersteigt mittlerweile die 50-Millionen-Grenze.

Alle Bücher Preußlers sind in Sprache und Gedankenwelt geprägt von seiner nordböhmischen Herkunft. Preußlers Vater war leidenschaftlicher Heimatforscher und sammelte die Sagen des Isergebirges, seine Großmutter erzählte dem Autor als Knaben unermüdlich Geschichten. "Das Geschichtenbuch meiner Großmutter, das es in Wirklichkeit überhaupt nicht gegeben hat, ist das wichtigste aller Bücher für mich, mit denen ich je im Leben Bekanntschaft gemacht habe", bekannte Preußler einmal.

Lange in Kriegsgefangenschaft

Schon mit zwölf Jahren schrieb er selbst erste Geschichten und wünschte sich, später einmal als Schriftsteller in Prag zu leben. Doch der Zweite Weltkrieg durchkreuzte alle Pläne: Nach dem Schulabschluss 1942 wurde Preußler einberufen. Fünf Jahre lang war er russischer Gefangenschaft, wo er an Typhus, Malaria und Fleckfieber erkrankte und zeitweise nur mehr 40 Kilo wog.

1949 landete er im oberbayerischen Rosenheim, wo er mit Glück seine Familie und seine Verlobte wiederfand. Um sich eine Existenz aufzubauen, fing er noch während des Lehrerstudiums mit dem Schreiben an - zunächst als radelnder Lokalreporter, dann als Autor für den Kinderfunk.

Erster Erfolg mit dem "Kleinen Wassermann"

Sein erster großer Erfolg gelang Preußler 1956 mit dem "Kleinen Wassermann". Und als eine seiner drei in den 1950er Jahren geborenen Töchter aus Angst vor bösen Hexen nicht einschlafen konnte, erfand er ein Jahr darauf kurzerhand "Die kleine Hexe", die mit Hilfe des redseligen Raben Abraxas alles dafür tut, eine gute Hexe zu werden.

(c) Thienemann Verlag

1962 schließlich rief Otfried Preußler den unverschämten Räuber Hotzenplotz ins Leben. Zunächst war er nur ein Lückenfüller und Ablenkungsmanöver. Der Autor hatte sich damals am düsteren Jugendbuch "Krabat" festgebissen. Also suchte er etwas Lustiges für zwischendurch. Plötzlich erinnerte er sich an seine Jugendliebe: das Kasperltheater. Gleich in mehreren Büchern macht Räuber Hotzenplotz dem tumben Wachtmeister Dimpflmoser das Leben schwer macht. Mit der Verfilmung mit Gert Fröbe bekam der Räuber ein legendäres Gesicht.

Nach dem "Kleinen Gespenst" (1966) präsentierte Preußler 1971 schließlich seinen ersten Jugendroman "Krabat" - das Buch über den Kampf um Freiheit, das Ringen um Macht, Magie und Liebe wurde ein Welterfolg, der in 31 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen, darunter dem Deutschen und Europäischen Jugendbuchpreis, ausgezeichnet wurde.

Bilderbücher und "Krabat"-Verfilmung

Aber auch zahlreiche Bilderbücher ("Die dumme Augustine"), Weihnachtsgeschichten ("Der Engel mit der Pudelmütze") und immer wieder sagenhaft angehauchte Werke entstanden im Laufe der Jahre, von den "Abenteuern des starken Wanja" über Rübezahl-Geschichten bis hin zu einer dicken Balladen-Sammlung.

Zu seinem 85. Geburtstag wurde "Krabat" verfilmt, die Geschichte vom Müllerjungen, der nach dem Dreißigjährigen Krieg in der Oberlausitz sein Glück sucht und den Teufel findet. "Ich glaube ja nicht an Zufälle, für mich ist es Fügung, dass die Geschichte, mit der ich mich mein ganzes Leben lang auseinandergesetzt habe, ausgerechnet zu meinem 85. Geburtstag ins Kino kommt", schrieb Preußler den Filmemachern gerührt in einem Dankesbrief.

Gab den Änderungen seinen Sanktus

In den letzten Jahren war es ruhig geworden um  Preußler. Er gab keine Interviews mehr und lebte zurückgezogen am malerischen Chiemsee in Oberbayern. An der von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) angestoßenen Debatte um die Tilgung von Begriffen wie "Negerlein" und "Neger" aus "Die kleine Hexe" beteiligte er sich nicht mehr öffentlich. Wie es hieß, sträubte er sich zwar gegen Änderungen an seinen Texten, ließ am Ende die Streichungen aber zu. Zeitlos aktuell bleiben seine Bücher auch so.

Werke (Auswahl)

1956: Der kleine Wassermann
1957: Die kleine Hexe
1958: Bei uns in Schilda
1962: Der Räuber Hotzenplotz
1966: Das kleine Gespenst
1968: Die Abenteuer des starken Wanja
1968: Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze
1969: Neues vom Räuber Hotzenplotz
1969: Kater Schnurr mit den blauen Augen
1971: Krabat
1972: Die dumme Augustine
1973: Hotzenplotz 3
1981: Hörbe mit dem großen Hut
1981: Pumphutt und die Bettelkinder
1983: Hörbe und sein Freund Zwottel
1985: Kindertheaterstücke
1987: Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern
1988: Zwölfe hat’s geschlagen.
1989: Die Glocke von grünem Erz
1990: Jahrmarkt in Rummelsbach
1993: Das Eselchen und der kleine Engel
1995: Die Glocke von Weihenstetten
1995: Die Zenzi mit dem Wackelzahn. Illustriert von Rolf Rettich
1996: Vom Drachen, der zu den Indianern wollte
2000: Das große Balladenbuch
2001: Wasserschratz und Tatzenkatze
2001: Wo steckt Tella? Illustriert von Petra Probst
2002: Eins, zwei, drei im Bärenschritt
2002: Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk

(Red./APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.