Martin Walkers fünfter Fall für Bruno, Chef de police: Im Krimi "Femme fatale" steht der Adel unter Mordverdacht. Eine Höhle scheint tödliche Geheimnisse zu bergen.
Ein Boot treibt auf der Vézère durch das friedliche, fiktive Städtchen Saint-Denis im Südwesten von Frankreich, mit der Leiche einer nackten jungen Frau darin. Es gibt Anzeichen für okkulte Handlungen. Was wie der Selbstmord einer Satanistin aussieht, entpuppt sich für Bruno Courrèges, den Polizeichef der Stadt, als ein verwickelter Fall, der ihn in Adelskreise führt und zu skrupellosen Geschäftemachern, die ein großes Tourismusprojekt versprechen. Sogar der internationale Waffenhandel spielt diesmal in der französischen Provinz eine Rolle. Um den ersten Mord und weitere Verbrechen zu klären, muss der alerte Junggeselle, der so gern kocht und Sport betreibt, in eine steinzeitliche Höhle absteigen, auf der Hut vor falschen Damen sein und sich sogar mit Mächtigen anlegen.
Trotzdem bleibt genug Muße für Lebensart, die in liebevollen Details beschrieben wird, sogar mit Kochrezepten. Auch die bisherigen Liebesverhältnisse des Polizisten setzen sich diskret fort. Es knistert zudem bei Ausflügen zu Pferd. Diesmal ist wieder Isabelle auf Kurzbesuch, die Kollegin, die inzwischen in Paris Karriere macht. Die Kriminalgeschichte tritt zuweilen bei all dem Lokalkolorit weit in den Hintergrund. Das Finale des Buches aber ist rasant, ein Thriller zumindest für Leser mit Klaustrophobie. norb
Walker ist am 17.9. bei der „Kriminacht“ in Wien zu Gast. Mit Burgschauspieler Robert Reinagl liest er in der Hauptbücherei aus „Femme fatale“: 19 Uhr, Urban-Loritz-Platz 2a.
Martin Walker: „Femme fatale“, Übersetzt von Michael Windgassen. Diogenes, 427 S., 23,60 Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2013)