Fast 200 Autoren wollen nicht mehr für Suhrkamp schreiben, falls Minderheitengesellschafter Barlach den Insolvenzplan weiter blockiert.
Es sind prominente Namen, die sich im Machtkampf um den renommierten Suhrkamp-Verlag auf die Seite von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz schlagen: Sibylle Lewitscharoff, Hans Magnus Enzensberger, Durs Grünbein, Alexander Kluge, Cees Noteboom, Peter Sloterdijk und Uwe Tellkamp drohen damit, nicht mehr für den Verlag schreiben zu wollen, wenn Minderheitengesellschafter Hans Barlach weiter "maßgeblichen Einfluss" auf den Verlag ausübe. Insgesamt haben 200 Suhrkamp-Autoren in einem Appell die Suhrkamp-Gläubiger aufgerufen, den vorliegenden Insolvenzplan zu unterstützen. Dieser Appell wurde am Donnerstag veröffentlicht.
Mit dem Insolvenzplan soll der Verlag von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Barlach, der 39 Prozent am Unternehmen hält, verlöre dadurch weitgehende Mitspracherechte. Das käme Unseld-Berkéwicz, Witwe des legendären langjährigen Verlagsleiters Siegfried Unsel, zugute.
Autoren drohen Aufkündigung der Zusammenarbeit
Die Intention des Insolvenzplans sei eine Chance für den Verlag, sich aus der Drangsal zu befreien, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben der Autoren. "Einer Entwicklung der Eigentümersituation, die Hans Barlach maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke des Verlages beließe, sehen wir mit allergrößter Sorge entgegen. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Verlag könnten wir uns unter diesen Bedingungen nicht vorstellen."
Barlach, Hamburger Medienunternehmer und Enkel des Bildhauers Ernst Barlach, ist seit Jahren zutiefst mit Unseld-Berkéwicz zerstritten, die über eine Familienstiftung 61 Prozent an Suhrkamp hält.
dtv ist an Kauf von Suhrkamp interessiert
Weiter heißt es, die Schriftsteller begrüßten die Idee, "durch private Investoren die Unabhängigkeit und verlegerische Kultur der Verlagsgruppe dauerhaft zu sichern".
Als mögliche Interessenten an Suhrkamp sind der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) und die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher im Gespräch. Letztere war auch bei den Zahlungen ausständiger Honorare an die Autoren eingesprungen.
(APA)