Ein Mensch löst sich auf

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Mahmoud Doulatabadi legt in »Nilufar« den Abgesang auf einen Mann vor, den eine enttäuschte Liebe zugrunde richtet. In sich kreisend, erzähltechnisch vertrackt.

Ein Mann in mittleren Jahren lernt eine blutjunge Frau kennen. Tatsächlich die Liebe seines Lebens oder eher die Retterin aus der Midlife Crisis? Das muss – wie so vieles andere – der Leser selbst entscheiden. Nach mehr als einer Dekade verlässt ihn die Frau wieder, ein Schlag, den der Mann nicht mehr verkraftet und der ihn einem schleichenden Auflösungsprozess überlässt. Diesen begleitet das Buch, das von seinem Autor, dem in seiner Heimat lebenden Iraner Mahmoud Doulatabadi, äußerst komplex komponiert ist.

Ständig wechseln ohne Vorwarnung die Erzählperspektiven, Personen fließen förmlich ineinander, man rast durch die Zeitebenen wie auf einer Hochschaubahn. Dennoch sollte man der Versuchung widerstehen, diese Sprunghaftigkeit bis ins letzte Detail rational „verstehen“ zu wollen. Diesem Buch muss man anders auf seinen schmalen Leib rücken: indem man sich ohne zu viele Hintergedanken durch die Erzählstruktur treiben lässt, intuitiv die Gefühlslage der Protagonisten in sich aufnimmt, den mitunter hochpoetischen Bildern nachschmeckend. Manche Passagen, die von der obsessiven Liebe des Mannes künden, sind in ihrer Intensität und Unbedingtheit regelrecht überwältigend. Das gelingt in dieser Authentizität selten.

Sie haben aber einen schweren Stand gegen das fast manische In-sich-Kreisen des Zerfallsprozesses. So wie letztlich die Liebe von Gheiss zu seiner „Seerose“ (Nilufar) auch keine Chance hatte.

Mahmoud Doulatabadi: „Nilufar“, übersetzt von Bahman Nirumand. Unionsverlag, 212 S., 21,95 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2014)

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