Die qualvolle Rückkehr der Bridget J.

Die qualvolle Rückkehr der Bridget J.
Die qualvolle Rückkehr der Bridget J.Alisa Connan
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Grundsätzlich sollte man es Helen Fielding nicht verzeihen, dass sie ihre Heldin Bridget Jones auf die Buchseiten zurückgeholt hat – wenn das Ganze nicht doch unterhaltsam wäre.

Es ist ja immer so eine Sache mit Helden und Heldinnen, die nach Jahren im Abseits plötzlich wieder auf Buchseiten zurückkehren. Die Zeit ist vergangen, das Alter des Protagonisten muss angepasst werden (mehrere Jahre Schreibpause, da kann man nicht einfach so weitermachen), und man muss sich eine neue Storyline ausdenken. Was besonders bitter sein kann, wenn man das Buch davor mit „Happily Ever After“ beendet hat.

Treffen Sie also wieder Bridget Jones. Die nach 14 (!) Jahren zurückkehrt: Und nichts ist mehr wie es war. Mark Darcy (der in der Filmversion so treffend von Colin Firth gespielt wurde), ist nicht mehr da, dafür ist Bridget Jones eine alleinerziehende Mutter, die sich mit ihren beiden Kindern Mabel und Billy herumschlagen muss. Und: Sie hat einen Neuen! Und der ist auch noch jünger als sie.

Und das ist ein Problem. Nicht nur, dass hier ein Klischee-Thema (ältere Frau muss von vorne anfangen und verliebt sich prompt in einen Jüngeren) zum Hauptstrang der Geschichte gewählt wurde, es hakt ganz grundsätzlich. Soll man Bücher, deren einziger Zweck es ist, eine möglichst unterhaltsame Love-Story zu erzählen, tatsächlich mit einem anderen Mann weiterschreiben? Über Bridget Jones, die auf einmal von Mark Darcy getrennt ist? Ihrer großen Liebe? Ist das nicht furchtbar unglaubwürdig?

Nein, ist es nicht. Wenn man wie Fielding argumentiert, dass das Leben dazwischen gekommen ist. Denn (Achtung: Spoiler bis Seite 43) Mark Darcy ist gestorben, und Bridget Jones muss weitermachen, und das ist – wider Erwarten – doch ziemlich unterhaltsam.

Altbekanntes, neu erzählt. Fielding setzt dabei wieder auf Altbewährtes: Kilos müssen runter, Alkoholeinheiten pro Tag, oder solche, die sie als Mutter gerne trinken würde, werden im Tagebuch-Stil festgehalten. Die Freunde sind die alten, nur die Probleme sind neu. Die Kinder bekommen Läuse, die Eltern in der Schule sind nervige Über-Perfektionisten, und Jones hängt in all dem mittendrin: chaotisch, schlampig und doch irgendwie liebenswert. Nur wenn Fielding versucht, ihre Heldin an Twitter heranzuführen, wird es peinlich. So viel Unbedarftheit beim Kurznachrichtendienst hätte sie ihrer Protagonistin nicht zumuten sollen. Auch weil man weiß: So dämlich stellt sich einfach niemand an. Aber bitte, ein paar Seiten später hat Jones auch das gelernt, und weiter geht es mit der eigentlichen Sache, der Frage: Ist der junge Lover jetzt der Richtige für sie und kann sie den Tod von Darcy tatsächlich überwinden?

Ja, kann sie – und das sogar ziemlich lustig, wenn man es Fielding freilich verzeihen kann, dass sie Darcy überhaupt erst den weißen Seiten übergeben hat. Denn in einem seien Leser gewarnt, will man sich das alte Bild von Bridget Jones erhalten, sollte man diese Buch besser nicht in die Hand nehmen. Jones ist jetzt 51 und hadert nicht nur mit ihrem Gewicht, sondern auch mit den Falten – und ist auch etwas zu hysterisch für ihr Alter.

Ist man aber so weit, fiebert man wie immer mit Bridget Jones mit. Wie sie es schafft, sich aus der Trauer zu befreien, wie sie sich als Drehbuchautorin versucht. Am Ende des Buches kommt dann – Gott sei Dank – ein klarer Schluss, der keine Fragen offen lässt.

„Happily Ever After“ ist halt nicht mehr. Aber was danach passiert, ist irgendwie auch ganz gut.

Neu Erschienen

Helen Fielding
„Bridget Jones: Verrückt nach ihm“
übersetzt von
Marcus Ingendaay


Wilhelm Goldmann Verlag
512 Seiten
15,50 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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