Autorin von gefälschten Holocaust-Memoiren muss Millionen zahlen

People wear Israeli flags around their shoulders as they  walk on the railroad tracks inside the former Nazi death camp of Birkenau
People wear Israeli flags around their shoulders as they walk on the railroad tracks inside the former Nazi death camp of Birkenau(c) REUTERS (� Agencja Gazeta / Reuters)
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Die Belgierin schildert in "Überleben unter Wölfen" die Flucht eines jüdischen Mädchens. Die Autorin stammt tatsächlich aus einer katholischen Familie

Ein US-Gericht hat die belgische Autorin der gefälschten Holocaust-Autobiografie "Survivre avec les Loups" (auf deutsch "Überleben unter Wölfen"), Misha Defonseca, dazu verurteilt, ihrem Verleger 22,5 Mio. Dollar (rund 16,3 Mio. Euro) zu zahlen. Das Gericht im Bundesstaat Massachusetts kam in dem am Montag publik gewordenen Urteil zum Schluss, dass die Erfinderin der Erfolgsstory vor Gericht erstrittene Autorenrechte zurückerstatten muss.

In "Überleben unter Wölfen" schrieb Defonseca, sie sei als Achtjährige auf der Suche nach ihren von der Gestapo deportierten Eltern zu Fuß von Belgien bis nach Polen gewandert. Dabei sei sie auf ein Wolfsrudel gestoßen, das sie geschützt und sozusagen adoptiert habe. Der in Frankreich, Belgien und Deutschland gedrehte Film "Survivre avec les Loups" wurde 2008 im Kino gezeigt. Die Geschichte wurde in 20 Sprachen übersetzt.

Im Februar 2008 gestand Defonseca, dass sie die Autobiografie erfunden hatte. In Wirklichkeit hieß sie Monique de Wael und wurde nicht in eine jüdische, sondern in eine katholische Familie geboren. "Der vorliegende Fall ist einzigartig", befand Richter Marc Kantrowitz. "Hoffentlich ist diese Geschichte nun abgeschlossen."

"Seither fühlte ich mich als Jüdin"

In ihrer 2008 veröffentlichten Stellungnahme räumte Defonseca nun ein, sie heiße in Wahrheit Monique De Wael. Ihre Eltern seien tatsächlich von der Gestapo verhaftet worden, sie seien allerdings keine Juden gewesen, sondern hätten im belgischen Widerstand gearbeitet. Sie selbst sei als damals Vierjährige zu Verwandten gebracht worden. "Ich fühlte mich anders. Seither fühlte ich mich als Jüdin und später bin ich mit mir selber ins Reine gekommen, weil mich die jüdische Gemeinschaft akzeptierte."

Als verwaistes Kind habe sie sich ein Leben fern von den Menschen gewünscht, erklärte die Schriftstellerin weiter. "Deshalb habe ich mich für Wölfe begeistert...und ich habe alles miteinander vermischt. Es gibt Augenblicke, in denen es mir schwerfällt zu unterscheiden, was tatsächlich geschehen ist und was sich nur in meinem inneren Universum ereignet hat." Die Geschichte in ihrem Buch sei "nicht die wirkliche Realität, aber das war meine Realität, meine Methode zu überleben".

(APA/AFP)

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