Der Philosoph Peter Bieri erhält den Essay-Preis Tractatus

Tractatus-Preistr�ger 2014 ist Peter Bieri
Tractatus-Preistr�ger 2014 ist Peter Bieri(c) Privat (Privat)
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Bieris „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt der menschlichen Würde“ findet die Jury „tiefgründig, fesselnd, wachrüttelnd“.

Mit der Würde des Menschen hat sich der Schweizer Philosoph und Schriftsteller Peter Bieri, der vielen als Pasqual Mercier bekannt ist, befasst. Dabei ging es ihm nicht darum, eine Theorie der Würde vorzutragen, sondern darüber nachzudenken, was ein Leben in Würde eigentlich ausmacht. Anhand vieler Beispiele aus dem Alltag und der Literatur entwickelt er – und mit ihm der Leser – eine Vorstellung von Würde. Die Lektüre kann seitenweise durchaus anstrengend, ja schmerzhaft sein, denn unwillkürlich wird man mit der eigenen „Würde-Historie“ konfrontiert. Wenn der Leser also innehalten und das Buch betroffen für eine Zeit zur Seite legen muss, so ist das ganz im Sinne des Autors: „Jeder soll sich mit seiner Erfahrungsgeschichte wiederfinden, sozusagen ertappt fühlen“, sagt er. „Das Buch ist gar nicht dazu gedacht, es auf einmal durchzulesen.“

Die Laudatio für Peter Bieri wird der Philosoph Franz Schuh am 19. September beim Philosophicum Lech halten. Er hat selbst 2009 den mit 25.000 Euro dotierten, heuer zum sechsten Mal vergebenen Essay-Preis erhalten. Was er an dem Buch Bieris so schätzt? „Selbst ein veritabler Schriftsteller auch auf literarische Werke verweisend, gelingt es ihm die Vielfalt der Daseinsweise, die für die Würde konstitutiv sind, anschaulich zu machen“, sagt Schuh. „Als ein philosophischer Essayist in der Nachfolge Montaignes ist Peter Bieri ein würdiger Preisträger des Tractatus 2014.“

Es geht um Schuld und Sühne

Peter Bieri wird selbst beim Philosophicum Lech anwesend sein. Von 17. bis 21. September wird sich in der Lecher Kirche, dem Veranstaltungsort des Philosophicums, alles um das Thema „Schuld und Sühne. Nach dem Ende der Verantwortung“ drehen.

Neben dem wissenschaftlichen Leiter Konrad Paul Liessmann werden zwölf weitere hochkarätige Referenten versuchen, sich aus vielen Blickwinkeln mit dem Thema zu befassen. Der Philologe Karlheinz Töchterle etwa, der letztes Jahr noch als Wissenschaftsminister das Philosophicum eröffnete, wird in einem Vortrag am ersten Tag anhand von Ödipus darlegen, wo die Schuld beginnt und wo die Sühne endet. Der deutsche Mediziner und Philosoph Michael Hagner, er lehrt an der Freien Universität Berlin, nähert sich dem Komplex aus einer gänzlich anderen Richtung. Sein Vortrag „Götter, Gene und Gehirne“ soll eine kurze Geschichte der Entlastung von der Verantwortung bieten.

Am 7.September erscheint in der „Presse am Sonntag“ ein großes Interview mit Peter Bieri.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2014)

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