Die Shortlist für den Deutschen Buchpreis ist da: Heinrich Steinfest ist als einziger Österreicher weiter im Rennen. Autorinnen hatten zuvor den niedrigen Frauenanteil unter den Nominierten kritisiert.
Da waren's nur noch sechs: Die Jury des Deutschen Buchpreises 2014 hat am Mittwoch jene sechs Autoren bekannt gegeben, die mit ihren Titeln von der Longlist auf die Shortlist – soll heißen, in die nächste Runde im Rennen um den Buchpreis – kommen. Als einziger österreichischer Autor steht Heinrich Steinfest auf der Liste. Der in Australien geborene, in Wien aufgewachsene und heute in Stuttgart lebende Autor war bereits im Jahr 2006 mit seinem Krimi „Ein dickes Fell“ für den Deutschen Buchpreis nominiert. Heuer versucht er es mit „Der Allesforscher“, in dem er die Geschichte eines Managers erzählt, der nach einem Unfall mit einem explodierenden Wal die Liebe seines Lebens findet, einen Flugzeugabsturz überlebt und schließlich Bademeister wird.
Neben Steinfest stehen auf der Shortlist die neuen Romane von Thomas Hettche („Pfaueninsel“), Thomas Melle („3000 Euro“), Angelika Klüssendorf („April“), Gertrud Leutenegger („Panischer Frühling“) und Lutz Seiler („Kruso“). Die am 13. August veröffentlichte Longlist hat noch 20 Titel umfasst, auf der sich auch die Österreicher Antonio Fian mit „Das Polykrates-Syndrom“, Michael Köhlmeier mit „Zwei Herren am Strand“, Marlene Streeruwitz mit „Nachkommen“ und Michael Ziegelwagner mit „Der aufblasbare Kaiser“ befunden haben. Der Sieger des Deutschen Buchpreises wird am 6. Oktober bei der Frankfurter Buchmesse gekürt.
„Der Literaturbetrieb ist sexistisch“
Zwei Autorinnen finden sich auf der Shortlist, unter den 20 Namen auf der Longlist waren fünf Frauen. Zu wenig, kritisierte die deutsche Journalistin und Autorin Dana Buchzik in der „Welt“. Die Longlist habe dazu beigetragen, „einen Kanon zu konstruieren, dessen Werke mehrheitlich von weißen, männlichen Autoren stammen“. Der literarischen Landschaft würde die Auswahl der Nominierten nicht gerecht. „Der Literaturbetrieb ist sexistisch.“
Unter dem Titel „Ich bin kein Autor“ veröffentlichte auch die österreichische Autorin Marlene Streeruwitz einen Essay. Darin kritisierte sie die „Strategie der Eindeutigkeit“ des Deutschen Buchpreises als Marketinginstrument. Es sei nur von Autoren die Rede – Autorinnen seien mitgemeint. Der Buchpreis sei darüber hinaus ein Instrument zur Unterwerfung der „Hinterhofproduzenten“, also der Autoren. Nur hier „Zugelassene“ seien auf dem Literaturmarkt sichtbar.
Wie viele der 176 Einreichungen von Autorinnen stammen, ist nicht bekannt. Eines aber schon: In der siebenköpfigen Jury sind die Frauen in der Überzahl. (kanu)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)