Frankfurter Buchmesse: Eine Messe mit Gül und Pamuk

(c) AP (Eckehard Schulz)
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Türkei-Schwerpunkt bei der Frankfurter Buchmesse. Dabei sollen „die Funken sprühen“.

Derzeit befinde sich in der Türkei kein einziger Autor wegen kritischer Äußerungen in Haft. Außerdem strahle das staatliche Fernsehen neuerdings auch Programme in nicht-türkischen Sprachen aus – Buchmessen-Koordinator Ahmet Ari kündigte am Donnerstag an, sein Land, das bei der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2008 thematisiert wird, werde sich dort auch der politischen Diskussion stellen. Die Türkei habe in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Demokratisierung gemacht. Allerdings: Auch der literarische Reichtum des Landes sei wenig bekannt.

Mit Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk an der Spitze präsentiert sich die Türkei als Ehrengast der weltgrößten Buchmesse. Mit rund 350 Autoren und 100 Verlagen will sich das in die EU strebende Land auf der Bücherschau und in anderen deutschen Städten in seiner gesamten kulturellen Vielfalt zeigen.

Erwartet werden vom 15. bis 19. Oktober mehrere hundert Künstler, die einen Einblick in türkisches Theater, Kunst und Film geben. Neben rund 300 Lesungen und Diskussionen sind auch 40 wissenschaftliche Konferenzen zu kontroversen Themen geplant. Zur Eröffnung der Messe will neben Pamuk, der 2006 den Nobelpreis erhielt, der türkische Staatspräsident Abdullah Gül kommen.

Die Istanbuler Verlegerin Müge Sökmen forderte ihr Land auf, sich dazu zu bekennen, dass seine verwobene Geschichte ein Produkt vieler unterschiedlicher Kulturen sei. Im Verlag der linksliberalen Verlegerin, die den Auftritt der Türkei mitorganisiert, erscheinen junge türkische Schriftsteller wie die auch international bekannte Elif Shafak.

Nach Olympia: 2009 kommt China

Buchmessen-Chef Juergen Boos bezeichnete die Türkei als Brücke zwischen Asien und Europa. Drei Millionen Türken lebten in Deutschland. „Wir wünschen uns, dass Funken sprühen“, sagte Boos zu den Erwartungen an den Ehrengast. Die Buchmesse lädt seit über 30 Jahren ein Gastland ein. Im vergangenen Jahr war dies die katalanische Kultur, im kommenden Jahr kommt China.

Zur Buchmesse werden rund 220 türkische Titel – davon rund 70 in der Belletristik – ins Deutsche übersetzt. Seit 2005 fördert die Türkei Übersetzungen in andere Sprachen. In der Türkei gibt es 1700 Verlage. Der Umsatz der Branche liegt bei etwa 600 Millionen Euro. apa/red

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2008)

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