Angst vor islamistischer Gewalt: Roman in USA zurückgezogen

ein Palästinenser hält in Jerusalem den Koran in die Höhe
ein Palästinenser hält in Jerusalem den Koran in die Höhe(c) Reuters
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"Das Juwel von Medina" schildert das Leben von Mohammed-Ehefrau Aisha. Die Autorin sagt, sie habe "mit Respekt über den Islam" geschrieben. Der Verlag will das Buch nicht veröffentlichen.

In den USA wird ein Liebesroman über eine Ehefrau des Propheten Mohammed, der beim Verlag Random House erscheinen sollte, aus Angst vor islamischer Gewalt gestoppt. "The Jewel of Medina" ("Das Juwel von Medina") der Journalistin Sherry Jones sollte am 12. August vom Verlag Random House veröffentlicht werden. Der Random-House-Manager Thomas Perry erklärte nun, der Verlag habe Vorabdrucke des Romans verschickt und war daraufhin von verschiedenen Seiten gewarnt worden, das Buch zu veröffentlichen. Es könne von einigen Muslimen als beleidigend gesehen werden und ein "kleines, radikales Segment" gar zu Gewalttaten anstacheln.

Der Roman verfolgt das Leben von Aisha, eine von Mohammeds Ehefrauen, von ihrer Verlobung im Alter von sechs Jahren bis zum Tod des Propheten. „Ich wollte Aisha und Mohammeds Frauen mit dem Buch eine Ehre erweisen, indem ich ihnen eine Stimme geben. Diese bemerkenswerten Frauen, die eine wichtige Rolle in der Entstehung des Islam spielten, wurden von Historikern so oft ignoriert und zum Schweigen gebracht", sagte die Autorin dem „Wall Street Journal". "Ich habe absichtlich und bewusst mit Respekt über den Islam und Mohammed geschrieben", meinte Jones gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Ich habe mir vorgestellt, dass mein Buch Brücken bauen würde."

Religionsgeschichte zu Softporno gemacht

Die Kritik an der Veröffentlichung im Vorfeld kam jedoch nicht von radikalen Muslimen, sondern von einer amerikanischen Wissenschaftlerin. Es sei ein sehr „dummes Werk", meint Denise Spellberg, Professorin für Islamische Geschichte am der Universiät von Texas, im „Wall Street Journal". Sie stößt sich etwa an einer Sexszene zwischen Mohammed und Aisha. „Ich habe kein Problem mit historischer Fiktion. Aber ich habe ein Problem mit der vorsätzlichen Falschinterpretation von Geschichte. Man kann nicht mit Religionsgeschichte spielen und sie in einen Softporno verwandeln." Auch dürfte die Autorin aktuelle wissenschaftliche Studien nicht berücksichtigt haben: Die besagen nämlich, dass Aisha bei ihrer Hochzeit mit Mohammed nicht sechs, sondern bereits 17 Jahre alt gewesen sei.

Die Veröffentlichung wurde nun aus Sicherheitsgründen abgesagt. Der Autorin steht es Random House zufolge aber nun frei, sich einen anderen Verlag zu suchen.

(Ag./Red.)

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