Trotz Solidaritätswelle: Autor Saviano will auswandern

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Der Schriftsteller wird von der Mafia bedroht. Bis Ende des Jahres will Roberto Saviano Italien verlassen. "Ich fürchte wahnsinnig zu werden", sagt er.

Der neapolitanische Schriftsteller Roberto Saviano, der wegen seines Romans "Gomorrah" ins Visier der organisierten Kriminalität geraten ist, will trotz einer internationalen Solidaritätskampagne Italien verlassen. Er fühle sich als Gefangener der Camorra, dem neapolitanischen Arm der Mafia, die ihn zwinge, aus Sicherheitsgründen unter Polizeieskorte zu leben. "Ich fühle mich von einer enormen Last erdrückt, die ich nicht mehr aushalten kann und die mich als Schriftsteller zerstört", sagte Saviano.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen er isoliert unter Polizeischutz lebe und ständig seinen Wohnort wechseln müsse, habe er zwar schreiben können, es sei jedoch schwierig, sich zu konzentrieren. Bis Ende dieses Jahres hoffe er, ins "Exil" im Ausland zu gehen.

Traum von eigener Wohnung

Der 29-jährige Saviano erklärte, er lebe in Polizeikasernen und in Justizpalästen. Er träume von einer eigenen Wohnung. "Am Anfang dachte ich, ich könnte es schaffen, dass dies mein Schicksal ist. Doch jetzt fürchte ich, wahnsinnig zu werden. Das Leben wie ein Tier im Käfig macht dich zum Tier. Man wird misstrauisch, man beneidet die Menschen, die frei leben", sagte Saviano.

"Meine Geschichte dürfte nicht als die Erfahrung eines Mannes aus dem italienischen Süden betrachtet werden, der in einem unterentwickeltem Gebiet mit gewalttätigen Menschen lebt. Ich und andere Menschen, die über das organisierte Verbrechen sprechen und schreiben, beschäftigen uns mit einer der größten wirtschaftlichen Mächte der EU. Das, was mich betrifft, betrifft auch die Personen, die in London, Berlin und Madrid leben. Alle kriminelle Organisationen investieren in London", so Saviano.

200.000 Menschen zeigen Solidarität

Saviano will Italien trotz einer Welle der Solidarität verlassen, die der Appell von Nobelpreisträgern ausgelöst hat. Diese hatten vor zwei Wochen zu Initiativen zum Schutz Saviano aufgerufen. Über 200.000 Menschen, darunter namhafte Schriftsteller und Intellektuelle wie Elfriede Jelinek, Jose Saramago, Ian McEwan, Hans Magnus Enzensberger und Peter Schneider, unterzeichneten den Appell, mit dem schärfste Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Autors des Bestsellers "Gomorrah" gefordert werden.

(APA)

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