Weihnachtszeit macht US-Buchhandel nervös

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Die Finanzkrise setzt auch der Buchbranche zu: Die Verlage in den USA stellen sich auf ein schwieriges Weihnachtsgeschäft ein. Spätestens nach dem Jahreswechsel rechnet man mit einer Flaute.

Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise steigt mit der herannahenden Weihnachtszeit die Nervosität in der US-Buchbranche. Sowohl Buchhändler als auch Verleger blicken den kommenden Wochen mit einiger Sorge entgegen und rechnen spätestens nach dem Jahreswechsel mit einer Flaute, berichtet die New York Times. Wie viele andere Geschäftszweige wurde auch die Verlagsindustrie in den vergangenen Wochen von einer Welle düsterer Prognosen erfasst. "In all den Jahren meiner Tätigkeit als Buchhändler war ich nicht mit einem so schlechten Klima in der Branche konfrontiert wie derzeit", klagt Leonard S. Riggio, Chairman der US-Buchkette Barnes & Noble.

Mitarbeiter entlassen

Verschiedene Unternehmen mussten aufgrund der Wirtschaftslage bereits Konsequenzen ziehen. HarperCollins, die Buchsparte der News Corporation, meldete für das vergangene Quartal einen Rückgang beim Betriebsergebnis von 36 Mio. im Vorjahr auf nur mehr drei Mio. Dollar. Doubleday Publishing, eine Geschäftseinheit von Random House, hat vor rund zwei Wochen zehn Prozent seiner Mitarbeiter entlassen.

Nahezu alle Branchenvertreter bereiten sich darauf vor, dass die kommende Weihnachtssaison zur Herausforderung wird. "Was das Buchgeschäft im Allgemeinen betrifft, ist die Branche genauso wie alle anderen von den konjunkturellen Entwicklungen abhängig", so Claudia Paul, Pressereferentin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Allerdings reagiere sie meist nicht so schnell und so drastisch, wie dies in manch anderen Bereichen der Fall sei. Gleichzeitig klammern sich viele an die Hoffnung, dass Bücher auch weiterhin ihren Reiz auf die Konsumenten ausüben. "Ein Buch ist immer noch ein unglaublich liebenswertes, solides Geschenk", meint Jamie Raab, Vizepräsidentin von Grand Central Publishing.

Was kommt nach Weihnachten?

Trotz Hoffnungsschimmer für das Weihnachtsgeschäft zeigt sich Grand Central Publishing besorgt über das, was danach kommt. Zahlreiche Verlage berichteten bereits, dass die Bestellungen der Händler für Januar zurückgefahren wurden. "Man kann sich ausrechnen, dass die Leute während der Weihnachtszeit in die Läden kommen. Aber was geschieht, wenn es dann keinen Grund mehr gibt, einzukaufen", so Raab. Um dem düsteren Ausblick entgegenzuwirken, überlegen sich viele Buchhändler neue Verkaufsstrategien. So vergibt Book Passage, ein unabhängiger Buchladen in San Francisco, mittlerweile bei Lesungen die besten Plätze an jene, die das jeweilige Buch auch kaufen.

Nicht zuletzt hat das Medium Buch in den vergangenen Jahren auch immer stärkere Konkurrenz durch das Internet bekommen. Dennoch hoffen viele in der Branche, dass sich die Leser gerade mit Büchern wieder vermehrt eine "Auszeit" vom Web nehmen könnten. "Ich glaube, dass die Leute im vergangenen Jahr nicht gelesen haben, weil sie damit beschäftigt waren, alle 20 Minuten politische Blogs abzuchecken", sagt Literaturagent Larry Weissman. Für die Zukunft glaube er, dass die Menschen sich wieder mehr den Dingen zuwenden werden, die wirklich wichtig sind. "Dazu zählt, so hoffe ich, auch das Lesen von Büchern."

(PTE)

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