Schul-Literatur: Elfriede Jelinek gegen die Verlage

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreichische Verlage didaktisieren Literatur für Schüler. Die Autoren wollen es sich nicht mehr gefallen lassen, dass die Verlage ihre Texte ohne ihre Genehmigung "verschlimmbessern".

Österreichische Schüler sollen im Deutschunterricht österreichische Literatur lesen. Hier stimmen wohl Schüler, Lehrer, Verlage und Autoren miteinander überein. Bei der Frage jedoch, wie diese Literatur aussehen soll, kommt es seit Jahren zu Streitereien. Denn die Verlage didaktisieren die Werke der Künstler ohne zu fragen, kritisieren diese. Nun wollen die Autoren gegen die Eingriffe in ihre Werke vorgehen.

Daher könnte im nächsten Jahr eine aufsehenerregende Klage auf Schulbuchverlage zukommen. Bei einer geplanten Enquete im Februar soll eine Einigung zwischen Verlagen und den betroffenen Autoren erzielt werden. Andernfalls müsse man einen Musterprozess führen, der bereits in Vorbereitung sei, so Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren. Kläger: Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.

Änderungen nicht autorisiert


Von den Autoren gefordert wird ein "Einschaurecht", das entweder im Urheberrechtsgesetz oder in einem Vertrag festgeschrieben werden soll. Damit sollen Eingriffe in die Texte nicht an den Autoren vorbei möglich sein. Die Vorgespräche mit allen Beteiligten - federführend ist das Kulturministerium - seien derzeit am Laufen, bei der Enquete wolle man handelseins werden.

Nach wie vor würde in Schulbüchern in literarische Texte eingegriffen, ohne den Autor darüber vorab zu informieren oder zu fragen. Das reiche von Anpassung an Rechtschreibregeln bis hin zum Austausch von ganzen Wörtern, so Ruiss. Eine festgeschriebene Verständigungspflicht, die dem Autor den Einspruch ermöglicht, soll die Lage in Hinkunft verbessern.

"Derzeit sind wir in Vorbereitung zu einem Musterverfahren mit Elfriede Jelinek, falls wir keine Einigung erzielen", so Ruiss, der allerdings von einer gemeinsamen Lösung ausgeht. "Hier wird immerhin eine Nobelpreisträgerin verschlimmbessert. Was muss noch passieren, damit ich mich als Autor nicht mehr ändern lassen muss? Das ist keine Frage der Schuldigensuche, sondern des Respekts." Ein etwaiger Gerichtsstreit "würde auf einem viel längeren Weg kein anderes Ergebnis haben als das auf dem Verhandlungsweg erzielbare", so Ruiss.

(APA/Red.)

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