Terry Pratchett: Der Schöpfer der „Scheibenwelt“ ist tot

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Terry Pratchett kämpfte in den letzten Jahren öffentlich gegen seine Alzheimererkrankung. Er wurde 66 Jahre alt.

Eine Welt, flach wie eine Scheibe, getragen von vier Elefanten, die auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte durch das Weltall treibt: Diese seine „Scheibenwelt“ ist es, mit der sich der britische Autor Terry Pratchett – in seiner Heimat für sein Wirken sogar zum Sir geadelt – in den vergangenen 30 Jahren in der Fantasyszene und weit darüber hinaus sein eigenes Denkmal erbaut hat.

Mit tiefgründigem Humor und mit Sprachwitz – der in der deutschen Übersetzung leider nur allzu oft verloren ging – ließ Pratchett seine Protagonisten in insgesamt 40 Romanen die skurrilsten Abenteuer bestehen. Pratchett schuf mit seiner Scheibenwelt aber mehr als einen bloßen Tummelplatz für Hexen, Zauberer und Helden – die üblichen Fantasy-Charaktere eben. Seine Werke sind vielmehr eine geistreiche Persiflage auf das Fantasy-Genre, mit von nur allzu menschlichen Problemen geplagten Protagonisten. Platz für ernsthafte Themen war in den Geschichten stets: Von Gleichberechtigung bis zur kritischen Auseinandersetzung mit Religion reichte die Palette.

Die ersten Erzählungen von der Scheibenwelt („The Colours of Magic“) erschienen im Jahr 1983. Bis heute verkaufte Pratchett 55 Millionen Exemplare seiner Romane, übersetzt in 37 Sprachen.

Kampf gegen das Vergessen

Am Donnerstag bestätigte Pratchetts Verlag Gerüchte über den Tod des erst 66-jährigen Autors. „Die Welt hat einen seiner klügsten, scharfsinnigsten Geister verloren“, sagte Verlagschef Larry Finlay. Im Jahr 2007 hatte Pratchett bekannt gegeben, an einer seltenen Form von Alzheimer zu leiden – um fortan öffentlich, etwa in einer aufsehenerregenden Dokumentation für die BBC, gegen die Krankheit anzukämpfen. Pratchett setzte sich aktiv für die Erforschung von Demenzerkrankungen ein – und für deren Entstigmatisierung. Oder, wie er selbst formulierte: „Wenn jemand Krebs hat, ist er ein Kämpfer. Wenn einer Alzheimer hat, ist er ein alter Furzer.“

Dem Verlag zufolge starb Terry Pratchett „zu Hause, während seine Katze auf seinem Bett schlief, umgeben von seiner Familie“. (APA/chs)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)

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