Salinger II: Frühe Stories

Unverkennbar J.D. Salinger und doch noch von seinem späteren Erfolg entfernt: Drei frühe Kurzgeschichten Salingers sind nun auf Deutsch erschienen.

Es sind die ersten Schreibversuche des großen J.D. Salinger. Lange vor dem „Fänger im Roggen“ hat der US-amerikanische Autor sich an Kurzgeschichten versucht, drei davon hat der Piper-Verlag nun in einem schmalen Band herausgegeben. Auf Englisch schlicht als „Three Early Stories“ publiziert, sind auf Deutsch „Die jungen Leute“ titelgebend, die erste Kurzgeschichte Salingers, die jemals – 1940 im „Story Magazine“ – veröffentlicht wurde.

Nein, die Geschichte, in der sich ein junger Mann, Bill, und eine junge Frau, Edna, auf einer Party im bemühten Smalltalk üben – ist kein Geniestreich. Wobei Salingers Stärken schon hier durchblitzen: In allen drei Geschichten dominieren die Dialoge, die Protagonisten entlarven sich durch ihre Worte. Bill, der sich in eine laut lachende Blondine verschaut hat, nun aber die nicht sonderlich hübsche Edna nicht mehr loswird. Er ist desinteressiert, sie merkt es nicht.

Der Einfluss Hemingways auf den jungen Salinger, schreibt Thomas Glavinic treffend im Nachwort, sei nicht zu übersehen. In „Geh zu Eddie“, ebenfalls 1940 erstmals publiziert, geht es um die Beziehung zwischen Bruder und Schwester, auch das ein Motiv, das später im „Fänger im Roggen“ wiederkehren wird. 1944, da kämpfte Salinger bereits im Krieg, erschien „Einmal in der Woche bringt dich nicht um“, eine Story, die den letzten Morgen eines jungen Mannes einfängt, ehe er in den Krieg ziehen muss. Für Verehrer des Autors ist das Frühwerk eine Pflicht. mpm

J.D. Salinger: „Die jungen Leute“, übersetzt von Eike Schönfeld, Piper, 67 Seiten, 15,50 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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