Der "Kunstflieger der Literatur"

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Von der Kritik gefeiert, blieb James Salter doch der "vergessene Held der US-Literatur": Am Freitag ist der Autor 90-jährig gestorben.

Kritiker liebten James Salter. Wenn es nach der „New York Times“ ging, hatte er bereits alles erreicht. „Sein Ruf ist ihm so sicher, er hat nichts mehr zu beweisen. Wenn es einen Mount Rushmore für Schriftsteller gäbe, wäre er bereits dort“, schrieb die Zeitung kurz nach dem Erscheinen von Salters letztem Roman „Alles, was ist“ 2013. Er galt als „writer's writer“ – als einer, der von den Kollegen bewundert und als Vorbild gesehen wurde. Dennoch ist er nie so berühmt geworden wie Philip Roth und John Updike. Der britische „Guardian“ bezeichnete den vielfach preisgekrönten Schriftsteller einmal als den „vergessenen Helden der US-Literatur“. Dabei war der Schriftsteller noch bis zu seinem Ende hochaktiv. Als sein letzter Roman erschien, war er 88, im selben Jahr legte er einen Band mit Erzählungen vor. Und erst vor Kurzem war er als Gastprofessor an die Universität von Virginia zurückgekehrt. Am 10.Juni feierte der 1925 als James Horowitz in New York geborene Schriftsteller seinen 90.Geburtstag – am Freitag ist er in Sag Harbor, New York, gestorben.

Horowitz hat an der Militärakademie in West Point studiert, ist 1945 der Air Force beigetreten und hat als Kampfpilot der US-Luftwaffe im Pazifik, in den USA, in Europa und Korea gedient. Für seinen Debütroman „The Hunters“ (1957) suchte Horowitz nach einem Pseudonym, weil er darin seine Erlebnisse als Soldat und Kampfflieger verarbeitete – fortan nannte er sich James Salter. „Schreiben wurde für ihn die Fortsetzung des Fliegens mit anderen Mitteln“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ in einer Würdigung zu Salters 90. Geburtstag – und nannte ihn einen „Kunstflieger der Literatur“.

„Ich bin niemals völlig zufrieden“

Mit Romanen wie „Ein Spiel und ein Zeitvertreib“, „In der Wand“ und „Lichtjahre“ feierte er in den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren Erfolge, er schrieb Drehbücher für Hollywood. Doch dann wurde es ruhiger um Salter. Er veröffentlichte Erzählungen, eine Autobiografie und – mit seiner Frau, der Schriftstellerin Kay Eldredge – ein Kochbuch. Die Kritiken wurden mit den Jahren immer besser. „Alles, was ist“, die Geschichte eines Kriegsveteranen und Lektoren, dessen Leben aus den Fugen gerät, wurde frenetisch gefeiert. Das Werk sei „erstaunlich gut“, hat der „Guardian“ geschrieben. Für die „New York Times“ war es ein „krönender Erfolg“. Salter fand, mit „diesem Mount-Rushmore-Ding“ seien der „NYT“ wohl „die Pferde durchgegangen“. Er selbst sei „niemals völlig zufrieden“: „Es könnte besser sein.“ (APA/i.w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2015)

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