Nora Gomringers Gespür für den Rhythmus

Mit Nora Gomringer tritt eine ausgewiesene und ausgezeichnete Lyrikerin zum Bachmann-Preis an.

„Ich bin doch nicht hier, um sie zu amüsieren!“ lautet eine Gedichtzeile der Lyrikerin Nora Gomringer. Dabei unterhält die 1980 im saarländischen Neunkirchen geborene Deutsch-Schweizerin ihr Publikum grandios. Wer je eine ihrer Performances miterlebt hat, der ist für übliche Poetry-Slams verloren. Das Spiel mit der Sprache liegt ihr einfach im Blut, ist sie doch die Tochter des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer. Doch sie hat die Verbissenheit der Avantgarde abgelegt zugunsten einer heiteren Modernität, die Metaphern nicht scheut. „Manchmal lieber seicht/als zu tief/und verloren und steinschwer.//Manchmal lieber tief/als zu seicht/und verloren und blattleicht“, geht eines ihrer programmatischen Gedichte unter dem Titel „Lieber“.

Seit April 2010 leitet Nora Gomringer das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Davor hatte sie nacheinander Poetikdozenturen an drei Universitäten inne. Ihr erstes Buch erschien 2000, seither folgten etliche weitere Lyrikbände: „Silbentrennung“ (2002), „Sag doch mal was zur Nacht“ (2006) oder zuletzt „Morbus“ (2015). Dafür wurden ihr unter anderem der Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache (2011) und der Ringelnatz-Preis (2012) zuerkannt. Prosa hat Nora Gomringer bisher erst einmal in Form von Essays mit Selbstaussagen vorgelegt: „Ich werde etwas mit der Sprache machen“, 2011 erschienen. Die Autorin wurde von der neuen Jurorin Sandra Kegel eingeladen. HAK

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2015)

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