Miteigentümer von Suhrkamp gestorben

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Er stritt jahrzehntelang mit dem Verlag. Nun ist Hans Barlach mit 59 Jahren überraschend gestorben.

Im nächsten Jahr hätte man ein Jubiläum feiern können. Wobei nach den jüngsten Entwicklungen keiner Seite mehr zum Feiern zu Mute gewesen wäre. Doch nächstes Jahr ist es zehn Jahre her, dass sich der Medienunternehmer Hans Barlach am deutschen Suhrkamp-Verlag beteiligt hat. Damals hatte er sich gerade erst von seinen Anteilen an der „Hamburger Morgenpost“ und an der Fernsehzeitschrift „TV Total“ getrennt, und mit seiner Schweizer Medienholding die Suhrkamp-Anteile eines früheren stillen Teilhabers übernommen. Ulla Unseld-Berkéwicz, die Verlagschefin und Witwe des legendären Suhrkamp-Chefs Siegfried Unseld, sprach von einer „feindlichen Übernahme“ – und der Rechtsstreit um die Rechtmäßigkeit der Beteiligung begann.

Die Suhrkamp-Chefin wollte den Verlag in eine Aktiengesellschaft umwandeln, Barlach war dagegen, ging damit bis vor das Bundesverfassungsgericht. Zahlreiche Autoren wandten sich in offenen Briefen gegen ihn und drohten mit der Abwanderung aus dem Verlag. Ende 2014 schließlich zog das Bundesverfassungsgericht einen Schlussstrich, indem es grünes Licht für die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft gab. Nach dem Richterspruch blieb er mit seiner 39-Prozent-Beteiligung zwar Aktionär, verlor aber wichtige Mitspracherechte und musste sich seine Niederlage eingestehen. Zudem war er durch die vielen Prozesse finanziell angeschlagen. Barlach selbst äußerte sich nicht öffentlich zum Ausgang des Verfahrens, seither war es ruhig um ihn geworden.

Das halbe Leben für die Kunst

Umso überraschender war die Mitteilung seiner Familie am Mittwoch: Hans Barlach ist in der Nacht auf Mittwoch an den Folgen einer schweren Lungenentzündung gestorben. Er wäre in wenigen Wochen 60 Jahre alt geworden.

Barlach war Medienunternehmer, vor allem aber auch Enkel des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach (1870–1938), den er zwar nicht mehr persönlich kennenlernen konnte, der sein Leben aber prägte. Mit Anfang 20 wurde Hans Barlach im Auftrag seines Vaters Nikolaus als Verwalter des künstlerischen Nachlasses seines Großvaters eingesetzt. Später betrieb er mehrere Galerien in Hamburg, erst 1984 beteiligte er sich an der „Hamburger Rundschau“, die 1990 eingestellt wurde. Das Scheitern war ein Teil von Barlachs Leben. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2015)

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Suhrkamp-Aktionär Hans Barlach gestorben

Im Alter von 59 Jahren starb Barlach überraschend an einer Lungenentzündung. Er kämpfte jahrelang im die Vorherrschaft im Suhrkamp-Verlag.

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