Philosophicum Lech: Ulrich Greiner bekommt den „Tractatus“-Preis

Der ehemalige Feuilletonchef der „Zeit“ erhält den mit 25.000 Euro dotierten Essay-Preis.

Für sein Werk „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ wird der deutsche Literaturkritiker und ehemalige Feuilletonchef der Wochenzeitung „Die Zeit“, Ulrich Greiner, mit dem „Tractatus“, dem Essay-Preis des Philosophicum Lech, ausgezeichnet.

Sein Buch behandelt den Gefühlskomplex von Schuld, Scham und Peinlichkeit unter philosophischen wie auch soziologischen Gesichtspunkten. Es sei „überaus vielschichtig und erhellend, anschaulich und anregend geschrieben“, in einer Zeit von Selfies, selbst gedrehten YouPorn-Videos oder missglückten Facebook-Profilen treffe es den Nerv der Zeit, sagte Barbara Bleisch, die neben Franz Schuh und Michael Krüger in der „Tractatus“-Jury sitzt. Greiner bleibe „seiner subtilen Analyse der Phänomene treu und fügt sie zu einer elegant geschriebenen und philosophisch profunden Geschichte unserer Schamkultur“, so Bleisch.

Der privat finanzierte „Tractatus“, der mit 25.000 Euro dotiert ist, wird seit 2009 vergeben und wurde auf Anregung des Vorarlberger Schriftstellers Michael Köhlmeier ins Leben gerufen. Prämiert werden „herausragende deutschsprachige Publikationen, die philosophische Fragen in weiterem Sinne ambitioniert, doch allgemein verständlich diskutieren und unter anderem zentrale Themen der Zeit analysieren“, formulierte der wissenschaftliche Philosophicum-Leiter Konrad Paul Liessmann die Auswahlkriterien des Essay-Preises. In den vergangenen Jahren ging der Preis an Franz Schuh (2009), Kurt Flasch (2010), Norbert Bolz (2011), Herbert Schnädelbach (2012), Kurt Bayertz (2013) und Peter Bieri (2014).

Ulrich Greiner, der seit 2009 das Magazin „ZeitLiteratur“ herausgibt, setzte sich gegen die deutschen Schriftsteller Michael Hagner, Lisa Herzog, Wolfgang Schivelbusch, Roberto Simanowski und Peter Trawny durch. Die Auszeichnung wird ihm am 18. September im Rahmen des Philosophicum Lech verliehen, das sich dieses Jahr dem Thema „Neue Menschen! Bilden, optimieren, perfektionieren“ widmet. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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