Literaturkritiker Hellmuth Karasek ist tot

Hellmuth Karasek 2011 zu Gast bei
Hellmuth Karasek 2011 zu Gast bei "Willkommen Österreich" mit Stermann&Grissemann(c) ORF (Ali Schafler)
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Der Journalist und Literaturkritiker starb im Alter von 81 Jahren in Hamburg. Bekannt wurde er vor allem durch die Fernsehsendung "Das Literarische Quartett".

Im Alter von 81 Jahren ist der Literaturkritiker und Journalist Hellmuth Karasek am Dienstag in Hamburg gestorben. Das bestätigte seine Familie gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Einem größeren Publikum bekannt wurde Karasek vor allem durch seine Teilnahme an der ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett", das unter der Leitung von Marcel Reich-Ranicki stand. Von 1988 bis 2001 war er darin zu sehen. 

Geboren wurde Hellmuth Karasek 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn. Ihn habe seine Kindheit im Dritten Reich am meisten geprägt, erzählte er der Dpa. "Durch den Krieg hat man gelernt, dass kein Stein auf dem anderen steht, nichts Bestand hat und man immer misstrauisch bleibt." Der Schliff und Drill, der ihm als Bub in der Hitlerjugend und in einer Nazi-Eliteschule vermittelt worden sei, habe bei ihm weniger nachhaltig gewirkt. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie vor der Roten Armee nach Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt. Nach dem Abitur übersiedelte Karasek 1952 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik.

Arbeit bei zahlreichen Zeitungen

Karasek war Autor, Kritiker und Moderator. Als Journalist war er für zahlreiche deutsche Zeitungen und Magazine tätig, unter anderem "Die Welt", "Welt am Sonntag" und "Berliner Morgenpost". Seine journalistische Laufbahn startete er bei der "Stuttgarter Zeitung", ab 1968 schrieb er als Theaterkritiker bei der "Zeit". Von 1974 bis 1996 leitete er beim "Spiegel" das Kulturressort. Später war er Mitherausgeber beim "Tagesspiegel". Zuletzt hatte er als Literaturkritiker im August 2015 für Aufsehen gesorgt, als er den Ikea-Katalog rezensierte.

Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und verfasste unter dem Pseudonym Daniel Doppler Theaterstücke. Sein Romandebüt hatte er 1998 mit "Das Magazin" gegeben - über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins. Meist wurde das Buch verrissen, aber vereinzelt auch trotz Übertreibungen als wahre Schilderung anerkannt. 

Jahrelang diskutierte Hellmuth Karasek mit Marcel Reich-Ranicki und weiteren Kritikern in der ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" über neue Bücher. Die Neuauflage des Fernsehklassikers kann er nicht mehr miterleben: Die startet das ZDF an diesem Freitag (2. Oktober) - fast 14 Jahre nach der letzten Sendung.

"Lerne was Anständiges"

Seine künstlerischen Gene gab Karasek, vierfacher Vater und in zweiter Ehe mit der Kulturredakteurin Armgard Seegers verheiratet, an seine Kinder weiter: Sohn Daniel aus erster Ehe ist Intendant am Theater in Kiel, Tochter Laura hat ihren ersten Roman ("Verspielte Jahre") veröffentlicht. "Sie wollte einen künstlerischen Beruf ergreifen, aber ich habe zu ihr gesagt: Lerne was Anständiges - und da hat sie Jura studiert." Als sie ihm die ersten 100 Seiten ihres Romans vorgelegt habe, war er jedoch überzeugt: "Das musst Du unbedingt weitermachen!"

(Ag./red.)

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