Starautoren verlassen Verlage nach Übernahme durch Berlusconi

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Nachdem Silvio Berlusconi einen großen Konkurrenz-Konzern geschluckt hat, gründet Umberto Eco nun einen neuen Verlag. Weitere namhafte Autoren wollen sich dem Projekt anschließen.

Eine große Übernahme im Verlagswesen hat ein Erdbeben in Italiens Literaturlandschaft ausgelöst. Mondadori - im Besitz der Familie von Ex-Premier Silvio Berlusconi - hat im Oktober die neun Verlage des konkurrierenden Medienkonzerns RCS Mediagroup geschluckt. Mehrere Starautoren verlassen nun die betroffenen Verlage.

Die Leiterin des von Mondadori erworbenen Verlags Bompiani, Elisabetta Sgarbi, reichte ihren Rücktritt ein. Zusammen mit dem Autor Umberto Eco kündigte sie die Gründung eines unabhängigen Verlags mit dem Namen "La nave di Teseo" (Das Schiff des Theseus) an, der ab dem kommenden Mai mit Veröffentlichungen beginnen wird. Prominente Schriftsteller wie Susanna Tamaro, Sandro Veronesi, Tahar Ben Jelloun, Hanif Kureishi und Michael Cunningham wollen sich dem Projekt anschließen. 2016 sollen 50 Titel auf den Markt kommen, berichtete Sgarbi.

Enorme Macht über Autoren

Vor Mondadoris Übernahme der RCS-Buchsparte hatte Umberto Eco einen offenen Brief veröffentlicht, den zahlreiche weitere Schriftsteller der RCS-Verlage unterschrieben hatten. Darin hatte Eco vor einem Monopol Mondadoris in Italiens Buchsektor gewarnt. "Ein Koloss dieser Größe hätte eine enorme Macht über die Autoren und die Buchhandlungen, würde die Kleinverlage langsam in den Tod treiben und die Vergabe der Literaturpreise auf lächerliche Weise voraussehbar machen", hatte Eco geschrieben. Zur Filiale "RCS Libri" gehören so bekannte Häuser wie Adelphi, Bompiani und Rizzoli.

Mondadori beherrscht nun halben Buchmarkt

Auch Italiens Kulturminister Dario Franceschini hatte sich besorgt gezeigt. Die Fusion werde zu einer gefährlichen Konzentration führen, denn Mondadori werde die Hälfte des Buchmarkts beherrschen, im Bereich des Taschenbuchs gar siebzig Prozent. RCS ist hoch verschuldet und braucht dringend Geld. Der Verkauf der Buchsparte spült 130 Millionen Euro in die Konzernkassen.

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