Vier aussichtsreiche österreichische Autoren treten in diesem Jahr zu den 33. „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ an.
Ende Juni ist für den Literaturbetrieb Bachmannpreis-Zeit. Eröffnet werden die 33. „Tage der deutschsprachigen Literatur“ am 24. Juni mit einer Rede des Büchner-Preisträgers von 2008, Josef Winkler, die am Samstag im „Spectrum“ nachzulesen ist. Hoffnungen darf man sich in diesem Jahr machen, dass der Hauptpreis zum vierten Mal im Land bleibt, tritt doch eine größere heimische Delegation in Klagenfurt an. Mit Catarina Satanik, Linda Stift, Philipp Weiss und Andrea Winkler stammen von den 14 Kandidaten vier aus Österreich.
Zwei der drei Autorinnen sind keine Unbekannten mehr. Sie haben für ihre Veröffentlichungen schon Preise erhalten. Linda Stift etwa den Gesswein-Literaturpreis 2007, Andrea Winkler den Förderpreis der Republik 2008. Und mit welchen Erwartungen fährt jemand, der auf dem steinigen Weg zum Gipfel des Parnass schon etliche Höhenmeter gewonnen hat, in die Niederungen des Klagenfurter Beckens?
Fragt man Linda Stift, so will sie sich „mit Erwartungen eher zurückhalten“. Für die 1969 im steirischen Wagna geborene Autorin ist es schwer abzuschätzen, wie es ist, auf dem „Angeklagtenstuhl“ zu sitzen und nichts sagen zu dürfen. Aber vermutlich möchte man das gar nicht, glaubt sie. Ein bisschen Angst davor habe sie schon. Andererseits schätzt sie den Stellenwert des Bachmannpreises nicht mehr so hoch wie früher ein. Dazu mag vielleicht auch der Preis 2006 an Katrin Passig beigetragen haben. Hat die Autorin doch mit einem gezielt nur auf die Veranstaltung hin getrimmten Text gewonnen. „Wenn es ihr damit gelungen ist, die Jury zu überzeugen, muss man ihr das anrechnen“, so Linda Stift. Auch ist ihr aufgefallen, dass man nur von wenigen ehemaligen Preisträgern noch spricht.
Zum Bedeutungsverlust des einstmaligen Renommierpreises hat vielleicht auch beigetragen, dass die Veranstaltung organisatorisch zur Dauerbaustelle geworden ist. Jedes Jahr gibt es Neuerungen, die nicht immer Verbesserungen sind. Die Verkürzung auf zwei Lesetage sorgte im Vorjahr sowohl bei den Juroren als auch beim Publikum für Verstimmungen. Wie wichtig nehmen die Veranstalter selbst den Preis, fragten viele, gibt man der Jury nicht einmal eine Nacht Zeit, die Texte auf sich wirken zu lassen? In diesem Jahr werden die Lesungen deshalb wieder auf drei Tage verteilt und von 3sat live übertragen werden. Die Jury ist, was den österreichischen Anteil anbelangt, diesmal „runderneuert“: Erstmals steigt die Übersetzerin und Publizistin Karin Fleischanderl ins Klagenfurter Halbrund. Sie hat Linda Stift eingeladen. Ebenso auf Vorschlag von Karin Fleischanderl kommt der 1982 geborene Wiener Philipp Weiss an den Wörthersee.
Neu in der Jury ist auch Paul Jandl, österreichischer Kulturkorrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“. Er holt mit Andrea Winkler eine der eigenwilligsten jungen heimischen Autorinnen nach Klagenfurt. Ein völlig unbeschriebenes Blatt hingegen ist Catarina Satanik, die vom Vorsitzenden der Jury, Burkhard Spinnen, eingeladen wurde. Sie hat noch gar nichts veröffentlicht.
Hierzulande wenig bekannt sind die Jurymitglieder Meike Feßmann, deutsche Literaturkritikerin und Theaterwissenschaftlerin, und die in Zürich geborene und in den USA lehrende Literaturprofessorin Hildegard E. Keller. Bereits „altgedient“ dagegen sind der Feuilleton-Redakteur der „Zeit“, Ijoma Alexander Mangold, und der Autor und Übersetzer Alain Claude Sulzer. Nur ein kurzes Gastspiel als Moderator gab im Vorjahr Dieter Mohr. Er wird heuer von der ORF-Kulturredakteurin Clarissa Stadler abgelöst.
BACHMANNPREIS: Die Daten
■Teilnehmer: Ralf Bönt, Katharina Born, Karsten Krampitz, Lorenz Langenegger, Christiane Neudecker, Jens Petersen, Bruno Preisendörfer, Karl-Gustav Ruch, Gregor Sander, Caterina Satanik, Andreas Schäfer, Linda Stift (siehe Bild), Philipp Weiss, Andrea Winkler.
Jury: Meike Feßmann, Karin Fleischanderl, Paul Jandl, Hildegard E. Keller, Ijoma Alexander Mangold, Burkhard Spinnen, Alain Claude Sulzer.
Preise: Ingeborg-Bachmann-Preis, 25.000 Euro; Kelag-Preis, 10.000; 3sat-Preis, 7500; Ernst-Willner-Preis 2009, 7000; Hypo-Group- Publikumspreis, 7000.
Dauer: 25. und 26. Juni (10–15 Uhr), 27. Juni (10–14 Uhr) im Klagenfurter ORF-Theater, Sponheimerstraße 13. [APA/Georg Hochmuth]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2009)