Hans Haider: Ein Streiter der Kultur ist 70

Hans Haider (Archivbild aus 2002).
Hans Haider (Archivbild aus 2002).(c) Clemens FABRY
  • Drucken

Hans Haider, langjähriger Kulturchef der „Presse“, Förderer der Literatur, Mann der Öffentlichkeit, feiert Geburtstag.

Wenn in der Kulturredaktion der „Presse“ über Kultur debattiert wird – und das soll vorkommen –, wirft heute noch oft jemand die Frage ein: „Was würde da wohl der Hans Haider sagen?“ Durchaus nicht immer, weil alle seiner Meinung sind, waren oder wären, aber weil er uns wichtig war und ist, weil er uns geprägt hat, in der Debatte, auch, wie er, der Freund klarer Worte, sagen würde, im Streit.

Ja, Hans Haider, der die „Presse“ 2008 nicht völlig im Frieden verlassen hat, scheut den Streit nicht, verficht seine Standpunkte, mit Tiroler Stirn. Legendär sind seine Gefechte mit Claus Peymann und Thomas Bernhard. Deshalb ist er kein reaktionärer Kulturkämpfer, wie Boshafte unter seinen Gegnern manchmal behauptet haben; das bezeugt schon die Liste der Wortkünstler, mit denen er befreundet war und ist, von Ernst Jandl über Barbara Frischmuth bis Michael Scharang. Für seinen Einsatz für das Werk des linkskritischen, zornigen, tragischen Südtiroler Dichters Norbert Conrad Kaser erhielt er 1991 den Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik. Seine tätige Liebe zur Literatur – von „pfleglicher Betreuung“ spricht er selbst – übte er auch als Gründer des „Literaricums“ der „Presse“, das dann ins „Spectrum“ integriert wurde, das er bis 1989 leitete. 1992 wurde er Leiter des Kulturressorts, blieb es bis 2004. Dann übernahm er die Koordination fürs Jubiläumsjahr 2005 (50 Jahre Staatsvertrag). Nach dem Ausscheiden bei der „Presse“ schrieb er seine stets fachkundigen, die Sprache und ihre Bilder sehr ernst nehmenden Theaterkritiken für die „Wiener Zeitung“.

Haider ist ein Mann der Öffentlichkeit, so war er Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, saß im Aufsichtsrat der Literar-Mechana, im Rat für deutsche Rechtschreibung. Seit 2001 darf er sich Professor nennen. Wenn er sich bei uns meldet, in einem Fall, der ihm am Herzen liegt, oder einfach so, schreibt er gern „an die Zurückgebliebenen“. Wir grüßen ihn zum Geburtstag herzlich und wünschen ihm noch viel Streit, aber auch Ruhe und Einkehr, besonders in seinem geliebten Altaussee. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.