"Warten auf Gianni": Heiter bis wolkig

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Susanne Scholl hat mit "Warten auf Gianni" nicht nur einen Liebesroman geschrieben, sondern auch der Freundschaft ein Hohelied gesungen.

Viele Jahre hat Susanne Scholl den Österreichern via TV die Lage in Russland erklärt. Sie hat aber auch Ausflüge ins literarische Fach gemacht. In ihrem neuen Roman „Warten auf Gianni“ geht es auch nicht um das östliche Ausland, sondern um den südlichen Sehnsuchtsort Sardinien. Das passt ausgezeichnet zu Scholls leichtfüßiger Art zu schreiben. Der Roman sei eine Liebesgeschichte, heißt es im Untertitel. Und das ist er auch, aber keine schwere wie etwa „Anna Karenina“. Hier werden Gefühle nicht seziert und analysiert, sondern einmal flapsig, einmal larmoyant dargestellt.

Lilly, klein, mollig, unsicher, ist über dreißig und will Kinder. Stefan, groß, elegant, arrogant, hat Lilly wegen einer anderen verlassen, die auch noch schwanger ist. Der einzige Lichtblick: der jährliche Urlaub auf Sardinien mit den Freunden Carlo und Miriam. Und dann ist da noch Gianni, den Lilly zu Beginn nicht sonderlich wahrnimmt, mit seinem Bäuchlein und der beginnenden Glatze. Zudem trägt Gianni bei ihrer ersten Begegnung Shorts, ein Kleidungsstück, das bekanntermaßen nicht jedermann steht. Peu à peu aber schiebt sich Gianni in Lillys Gedanken. Sie verliebt sich. Doch Gianni ist verheiratet, der Sohn Giuseppe ist der Kitt, der seine Ehe zusammenhält. Und so vergehen die Jahre . . .
„Warten auf Gianni“ ist ein Buch für die Hängematte, bei sommerlicher Brise und einem Glas Wein. Abgesehen von der Unterhaltung ist es aber auch ein Plädoyer für die Schwachen, für die Zartbesaiteten. Und für die Freundschaft.

Susanne Scholl: „Warten auf Gianni“, Residenz, 215 Seiten, 19,90 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2016)

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