Neue Ausgabe der Lutherbibel ab Oktober

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In der vierten Revision wurden etwa 44 Prozent der Verse geändert.

Die Bibel sei kein „papierener Papst“, soll Martin Luther gesagt haben, doch sie spielt eine große Rolle bei den Lutheranern. So war es der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wichtig, dass rechtzeitig zum Jubiläum der Reformation – am 31. Oktober 1517 hat Luther seine 95 Thesen veröffentlicht – eine neu revidierte Ausgabe der Lutherbibel vorliegt. 70 Theologen haben über fünf Jahre daran gearbeitet, am Donnerstag beginnt der Andruck, ab Oktober soll sie erhältlich sein.

Es ist die vierte große Revision der Übersetzung, die Luther zwischen 1521 und 1545 erstellt hat. Die erste wurde 1892 vollendet, die zweite 1912, die dritte 1984. Ziel der vierten Revision war es, erklärt die Deutsche Bibelgesellschaft (DB), „größere sprachliche Genauigkeit herzustellen und gleichzeitig der Sprachkraft Luthers gerecht zu werden“. Etwa 44 Prozent der 35.598 Verse wurden geändert, teils wurden Änderungen früherer Revisionen wieder verworfen, was bisweilen ein wenig antikisierend klingt. So sagt Jesus vor der Auferweckung des Lazarus (Joh. 11) wieder „Wer an mich glaubt, der lebt, ob er gleich stürbe“ und nicht mehr alltagssprachlich „der wird leben, auch wenn er stirbt“. Und wo in der Ausgabe von 1984 Wortwiederholungen tunlichst vermieden wurden, hat man sich nun offenbar auf ihre Wirkung besonnen, so heißt es im Psalm 42 wieder: „Wie der Hirsch schreit nach Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Weitere Beispiele, die die DB jetzt schon gibt: Aus der „Wehmutter“ bei Benjamins Geburt wurde die heute gebräuchlichere Hebamme, aus den „Unzüchtigen“ in der Offenbarung wurden Hurer. (ag./tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2016)

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