Brechts erstes „Ich“-Gedicht erschienen

Bertolt Brechts erste lyrische Versuche wurden veröffentlicht.

„Ich, Berthold Brecht, alt: 20 Jahre“ – bisher kannte man drei Gedichte von Brecht, die mit diesen Worten beginnen. Nun wurde ein weiteres entdeckt und in der Akademiezeitschrift „Sinn und Form“ erstveröffentlicht: Es ist die Urform der später erschienenen Gedichte. Brecht schrieb es im Sommer 1918, im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs, als er vom Kriegsdienst befreit war und angesichts des Elends in Europa seine Empörung ausdrücken wollte: „Von Kind an eher scheu als frech,/ich, der ich Wohlleben gewohnt war,/noch beinah nichts vom Leben litt/eh'r wie ein rohes Ei geschont war/beschwere ich mich dennoch hiermit.“ Das Berliner Brecht-Archiv der Akademie der Künste hat das Gedicht erworben. Deren Leiter, Erdmut Wizisla, nennt Brechts frühe Verse „selbstbewusst, keck, kräftig und ungeschliffen, selbst in Reim und Versmaß“. Das Gedicht, das nach vier Strophen mit einem Doppelpunkt endet, sei eine „angriffslustige Annonce – da will es einer mit der ganzen Welt aufnehmen, er wirft sich in Positur“. (APA/Red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2016)

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